Politische Kultur
 


Nach einem Jahrestag 28.06.2011
Auf kaum einem Feld liegen Forschungsergebnisse und Mainstreammedien so weit auseinander wie bei
der Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs (Spiegel-Cover vom 11.6.2011)

Von Zerrspiegeln, Zeitungen und Blättchen

Von Kurt Pätzold

Dieser 70. Jahrestag des Einfalls der deutschen Wehrmacht in das Territorium der UdSSR, der den Zweiten Weltkrieg erneut ausweitete und ihm eine entscheidende Wende gab, löste in Deutschland eine Vielzahl von Initiativen aus. Sie reichten erfreulich weit über bloße routinierte Bezugnahmen in offi­ziellen Erklärungen und pflichtschuldige Artikel in Zeitungen hinaus. Es fanden Gedenkveranstaltungen und Gedenkgottesdienste, Lesungen und Vorträge, Diskussions- und Konzertabende, vielerorts Ehrungen von Kriegsopfern statt. Ein an Zahl nicht bestimmbarer Teil der Zeitgenossen und der Nachgeborenen hat den Tag, der in der deutschen Geschichte als ein Datum des Verbrechens und der Schande festgeschrieben ist, zum Anlaß des Innehaltens und Nachdenkens genommen und ihn als Warnung begriffen, die ihr Verfallsdatum nicht schon hinter sich hat. So weit – so gut. ...

 

Geschichte auf Litauisch 16.12.2010
Demontage des Lenin-Monuments in der litauischen Hauptstadt Vilnius (23. August 1991). Die Verwendung
kommunistischer Symbole ist seit zwei Jahren ein Straftatbestand

Hintergrund. Mit einer Gleichsetzung von Naziverbrechen und »stalinistischen« Untaten gibt sich die baltische Republik nicht zufrieden: Sie hält den Holocaust für ein vergleichsweise unbedeutendes Ereignis

Von Frank Brendle

Eine im Kaftan steckende Gestalt mit krummer Nase und hinterhältigem Grinsen lacht dem Genossen Stalin über die Schulter, der gerade Seifenblasen produziert. Die um 1940 entstandene Karikatur soll die angeblich jüdisch inspirierte Propaganda der Kommunisten denunzieren. Im »Museum der Opfer des Genozids« in der litauischen Hauptstadt Vilnius hängen noch weitere Zeugnisse antisemitischer Bildersprache. Das Bemerkenswerte ist dabei: Sie hängen dort nicht etwa in aufklärerischer Absicht, um das faschistische Deutungsmuster von der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung zu kritisieren. Sie hängen dort, weil sie der in Litauen gängigen Vorstellung entsprechen, daß Juden und Kommunisten eins seien und sie gemeinsam das litauische Volk unterdrückt hätten. ...

 

Ausgelassene Aspekte 23.10.2010
Beirrende Bildermacht: Besucherin in der Berliner Hitler-Schau
Foto: AP

...in der Ausstellung »Hitler und die Deutschen« im Historischen Museum zu Berlin

Von Kurt Pätzol

Der wissenschaftliche Oberberater, der an der Ausstellung beteiligt war, die gegenwärtig im Deutschen Historischen Museum gezeigt wird, hat in einem Interview gesagt, daß in einer derartigen Präsentation »nicht alle Aspekte des Themas« dargestellt werden können. Auch wer das akzeptiert, wird sich über die Auswahl derjenigen »Aspekte« wundern, die dem Zwang zur Beschränkung zum Opfer fielen. Zu ihnen gehört dieser: Hitler wäre kaum der geliebte Führer von Millionen geworden, wenn er den »Volksgenossen« 1933 gesagt hätte, was er, wenige Tage nachdem er als Reichskanzler in die Wilhelmstraße einzog, einer kleinen Gruppe von Generalen bei einer gleichsam privaten Zusammenkunft eröffnete: Daß er mit ihnen einen Eroberungskrieg führen wolle. Diese Herren wußten seitdem, daß Hitlers beständige Friedensbekenntnisse in Reden vor dem Reichstag und anderen Gremien, gerichtet an die Deutschen ebenso wie an das Ausland, lügnerisch waren, daß die Beteuerungen, alle Rüstung gelte nur der Verteidigung und namentlich der Abwehr des Bolschewismus, der Tarnung der wahren Absichten dienten. ...

 

»Im Großen wirken« 21.09.2010
Baute die Uni Jena zum Zentrum der faschistischen Rassenideologie aus: Hans F. K. Günther

Vor 80 Jahren – »Meinungsfreiheit« für Antisemiten und Rassisten an der Jenaer Universität: Hans F. K. Günther warnt vor der »Vermorgenländerung« der Deutschen

Von Manfred Weißbecker

 

Hitlers Charismasmus 18.09.2010

Manche Historiker haben sich beim Bier auf dem Sofa zuviel Guido Knopp und Leni Riefenstahl reingezogen und verpassen so dem Führer einen ganz besonderen Charme. Ludolf Herbst hat damit aufgeräumt

Von Otto Köhler

 

Zwei Welten 08.06.2010
Emanzipation in der Arbeit: Das Berufsleben verschaffte den Frauen in der DDR
Unabhängigkeit und Mitbestimmung in allen gesellschaftlichen Bereichen

Vorabdruck. Ob im Arbeitsleben oder bei der Legalisierung von Abtreibung: Für ­vieles, worum die Frauenbewegung in der BRD mühsam ringen mußte, gab es in der DDR ­gesamtgesellschaftliche Lösungsansätze

Von Claudia Wangerin

Das Thema »Feminismus« war in den neunziger Jahren fast eine Garantie für heißblütige Diskussionen, wenn Frauen aus Ost und West zusammenkamen. Manche von uns konnten es kaum fassen, wenn eine selbstbewußte Ex-DDR-Bürgerin auf die Frage nach ihrem Beruf ganz unbekümmert antwortete: »Ick bin Zahntechniker«, oder: »Ick bin Bauingenieur.« Wie konnten emanzipierte Frauen so wenig Wert auf die korrekte weibliche Form legen? ...

 

Skandal in Torgau 04.06.2010
Geschichtsklitterung nicht nur seitens der sächsischen CDU (vor der JVA rechts Skulptur und Tafel für Naziopfer,
links mit Kreuz für »Stalinismus«-Opfer)   Foto: Robert Allertz

Hintergrund. In der sächsischen Kleinstadt stehen seit Ende Mai zwei Denkmäler: für die Opfer der Wehrmachtjustiz und die des »Stalinismus«. Aktuell wird auch des Nazimediziners Friedrich Timm als Leidtragender des Stalinismus gedacht

Von Robert Allertz

Erich Wagner war 27 Jahre alt, approbierter Mediziner und SS-Sturmbannführer, als er im November 1939 Lagerarzt in Buchenwald wurde. Nach Jahresfrist reichte er an der Universität Jena bei Prof. Dr. Friedrich Timm seine Dissertation ein. Das Thema lautete: »Ein Beitrag zur Tätowierungsfrage«. Die Arbeit wurde mit »Sehr gut« bewertet und Wagner zum Dr. med. promoviert. Der Buchenwald-Häftling Gustav Wegerer, Kapo in der Pathologischen Abteilung des KZ, sagte später aus: »Der SS-Arzt Dr. Wagner machte eine Dissertationsarbeit über Tätowierungen, wobei auffällig war, daß die von ihm bestellten Häftlinge starben und ihre Tätowierungen abgelöst wurden. Es ist anzunehmen, daß sie von ihm im Krankenhaus liquidiert wurden.« Für diese »wissenschaftliche« Arbeit, die im übrigen von einem KZ-Insassen verfaßt worden war, hatte Wagner 800 tätowierte Buchenwald-Häftlinge »untersucht«. Insbesondere wollte er damit Zusammenhänge zwischen »Tätowierung und Verbrechertum« beweisen. ...

 

Das vergessene KZ 29.05.2010

In Sachsenburg litten einst vier Jahre lang 2000 Antifaschisten unter der Nazityrannei. Heute weisen kein Schild und kein Touristenführer darauf hin

Von Enrico Hilbert

 

»Du bleibst hier bei der Truppe!« 08.05.2010
Hanna Podymachina mit Ehemann Semjon Foto: Privat

Gespräch mit Hanna Podymachina. Darüber, wie man als deutsche Jüdin Oberleutnant der Roten Armee wird. Und wie man vom Flugzeug aus ­faschistische Soldaten agitiert

Interview: Peter Wolter

Hanna Podymachina, 1924 in Berlin als Hanna Bernstein geboren, emigrierte 1934 mit ihren Eltern aus Hitlerdeutschland in die Sowjetunion und wurde 1942 als Leutnant der Roten Armee Mitarbeiterin der 7. Abteilung zur Arbeit unter den Truppen und der Bevölkerung des Gegners. Das Kriegsende erlebte sie im Range eines Oberleutnants in Wien. Nach der Befreiung Deutschlands vom Faschismus arbeitete sie unter Oberst Sergej Tjulpanow in der Informationsverwaltung der Sowjetischen Militäradministration in Berlin. Nach ihrer Heirat mit Hauptmann Semjon Podymachin 1946 wurde sie ein Jahr später demobilisiert, blieb aber bis 1949 Zivilangestellte der SMAD. In den 50er Jahren studierte sie am Moskauer Fremdspracheninstitut und war Dolmetscherin an der DDR-Botschaft in Moskau. Nach Übersiedlung der Familie nach Berlin im Jahr 1960 arbeitete sie in verschiedenen Institutionen der DDR und von 1964 bis 1991 im Kombinat Kraftwerksanlagenbau.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte Hitlerdeutschland, nachdem sowjetische Truppen in Berlin einmarschiert waren. Sie sind gebürtige Deutsche, haben aber in der Roten Armee gekämpft – Dienstgrad Oberleutnant. Wie kommt man dazu? ...

 

Geschichtslügen kontern 01.04.2010

Rede u Der 65. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus und seine Lehren

Von Moritz Mebel

 

»Ich ahnte nicht, wie viele es werden« 18.03.2010
Auch DDR-Filme befaßten sich oft mit jüdischer Thematik: Sascha Kruscharska
und Jürgen Frohriep in »Sterne« von Konrad Wolf (1957)
Foto: jW-Archiv

Eine Kärrnerarbeit mit Nutzwert für Historiker und gegen Legenden über die DDR: eine Bibliographie aller ostdeutschen Titel zu jüdischer Thematik. Ein Gespräch mit Renate Kirchner

Interview: Kurt Pätzold und Erika Schwarz

Vor kurzem erschien im Verlag Neues Berlin das Buch von Detlef Joseph: »Die DDR und die Juden«. Es enthält eine Bibliographie aller zwischen 1945 und 1990 in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR erschienenen Publikationen zum Thema des Buches, insgesamt 1086 Titel. Zusammengestellt wurde sie von Renate Kirchner, die bis Ende 2001 Leiterin der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde in Berlin/DDR war.

 

Osterweiterung einer Jagdbehörde 12.03.2010
Marianne Birthler (BstU, Mitte) mit Pressesprecherin und Vertretern sechs osteuropäischer
Länder (Rumänien, Slowakei, Tschechien, Polen, Ungarn und Bulgarien) auf einer Pressekonferenz in Berlin (16.12.2008)  Foto: dpa

Hintergrund. Nach dem Vorbild und unter der Führung des Hauses Birthler soll ein ­europäisches Netzwerk zur »Aufarbeitung des Kommunismus« entstehen. Das Beispiel Polen zeigt, wohin die Reise gehen kann

Von Klaus Eichner

Der 16. Dezember 2008 war für die »Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR«, Frau Marianne Birthler, ein besonderer Höhepunkt. An diesem Tag unterzeichneten in Berlin Vertreter von sieben osteuropäischen Ländern ein Vertragswerk zur Bildung eines »Europäischen Netzwerkes der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden«. In der Ankündigung der BStU vom 11. Dezember 2008 heißt es dazu:

»Sieben Länder mit ehemals kommunistischen Diktaturen haben nach deren Ende staatliche Einrichtungen gegründet, die für die Überlieferungen der einstigen Geheimpolizeien und anderer repressiver Organe aus dieser Zeit verantwortlich zeichnen. ...

 

Richtige Fragen 22.02.2010
9. Mai 2007: Das Denkmal des sowjetischen Soldaten wurde von der estnischen
Regierung aus dem Zentrum der Hauptstadt Tallinn auf einem außerhalb gelegenen Friedhof umgesetzt

Karl Heinz Gräfes Buch über das Baltikum im 20. Jahrhundert und heute

Von Jürgen Tremper

(...) Die Neu- und Umschreibung der Nationalgeschichten uferte aus. Die politisch Herrschenden griffen zur historischen Legitimierung ihrer Macht auf nationalistische Personen, Parteien und Organisationen der Diktaturregime der Zwischenkriegszeit, selbst auf faschistische Bewegungen ihrer Länder zurück. Deren Verbrechen werden in nationale Heldentaten umgedeutet, zugleich sickern autoritäre und faschistische Traditionen in gegenwärtige Politik und Kultur ein. Die von Emigrantenkreisen verbreiteten Mythen über die zu »Vätern der Nation«, »nationalen Patrioten« und »Freiheitskämpfern« stilisierten Diktatoren Konstantin Päts (Estland), Karlis Ulmanis (Lettland) und Antanas Smetona (Litauen) erhielten – so schlußfolgert der Autor – den Status offizieller Staatsideologie. Diese Geschichtspolitik der seit 1989 Regierenden vertieft ohne Zweifel die nationale und soziale Spaltung der Völker im Baltikum.

Gräfe entwirrt in seinem ebenso brisanten wie auch mutigen politischen Buch äußerst verwickelte Vorgänge. Er vertraut der gründlichen Analyse der historischen Fakten und Zusammenhänge und entdeckt so die wahre Geschichte der baltischen Region im gewaltlastigen 20. Jahrhundert. Er nutzt das Material für seine Kritik an baltischen Historikern und deren Geschichtssichten und plädiert für Vielschichtigkeit. Seine kolossale Rechercheleistung und der enorme Informationswert dieser Studie zeigen sich nicht zuletzt in einem verifizierten Personenverzeichnis von Kollaborateuren und Okkupationsfunktionären, ...

 

Das Erbe der Lea G. 20.02.2010
Lea Grundig (1906-1977) in Dresden Ende der 40er/Anfang der 50er Jahren
Foto: Deutsches Bundesarchiv

Oder: Puritz’ Blamage. Eine neue Runde in der Auseinandersetzung um den Hans- und Lea-Grundig-Preis an der Greifswalder Universität

Von Cristina Fischer

Es könnte eine aktuelle Ansicht der Ostsee im Greifswalder Bodden sein: aufgetürmte Eisschollen im zugefrorenen Meer, in denen ein einsames Schiff zerbrochen und untergegangen ist. Das nach dem romantischen Maler Caspar David Friedrich benannte Institut der Greifswalder Universität zeigt auf seiner Homepage eine Collage von Gemälden dieses Künstlers, im Vordergrund eben »Das Eismeer«. Das Bild aus der Hamburger Kunsthalle ist (fälschlich) auch unter dem Titel »Die verunglückte ›Hoffnung‹« bekannt. Im Internet heißt es darüber, zu den religiösen Deutungen des Gemäldes seien »inzwischen vermehrt politische Interpretationen getreten«. Sicher sei, »daß Friedrich ein Bild der Vernichtung, Verlassenheit, Erstarrung und erbarmungslosen Kälte gemalt hat«. ...

Siehe auch: Hintergrund: Die Malerin und ihre Stiftung

Und siehe auch dazu:

Hilferuf an die Welt
»Im Untergrund«, 1943 (Original verschollen)
Foto: VG Bildkunst2010

Bildende Kunst. Zur Eröffnung einer Ausstellung: Lea Grundigs »Im Tal des Todes« in Reproduktionen mit Begleittexten von Kurt Liebmann

Von Maria Heiner

 

Teil des Klassenkampfs 10.02.2010
Kongreß der Kommunisten: Die Führungsspitze der griechischen KKE während der Podiumsdiskussion

Gegen die Totalitarismus-Doktrin: Europäische Kommunisten diskutierten über Widerstand angesichts der Verharmlosung des Faschismus in der EU

Von Oliver Wagner, Brüssel

Unter dem Motto »Es gibt nur eine historische Wahrheit – die von den Völkern geschrieben wurde« fand am Freitag vergangener Woche das vierte Europäische Treffen über Bildung statt, zu dem die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) in das EU-Parlament nach Brüssel eingeladen hatte. ...

 

Was war die DDR? 26.01.2010
Leben jenseits von kapitalistischem Zwang und Konkurrenz: Pfingsttreffen der FDJ in Karl-Marx-Stadt 1985
Foto: jW-Archiv

Vortrag. Über rein moralische Bewertungen hinaus – die Linke sollte für die erste ­sozialistische Gesellschaft auf deutschem Boden Partei ergreifen

Von Inge Viett

Veranstaltet von ARAB (Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin), fand am 17.Januar in Berlin-Kreuzberg eine Diskussion zum Thema »DDR – Die radikale Linke und der realsozialistische Versuch« statt (jW berichtete). Auf dem Podium saß neben dem ehemaligen NVA-Offizier Ingo Höhmann (Kommunistische Initiative) und Herbert Mißlitz, Ende der 1980er Jahre im linken Flügel der DDR-Oppositionsbewegung aktiv, die ehemalige Angehörige der Bewegung 2. Juni Inge Viett; sie hatte Anfang der 1980er Jahre in der DDR politisches Exil gefunden. Wir dokumentieren nachstehend eine leicht überarbeitete Fassung ihres Beitrags.

 

Blue Planet Award von ethecon für Uri Avnery 22. November 2009
Axel Köhler-Schnura
und Uri Avnery

Unter stürmischem Beifall im voll gefüllten Saal des Berliner Pfefferwerkes wurde gestern  der Blue Planet Award der Stiftung »ethecon« an den israelischen Journalisten und Friedensaktivisten Uri Avnery verliehen. Der 86jährige ehemalige Knesset-Abegordnete erhielt die Auszeichnung, ein kleines Original-Werk von Künstler-Legende Otto Piene - aus den Händen von Stiftungsvorstand Axel Köhler-Schnura für »seinen unermüdlichen und couragierten Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit«.
Laudator Adam Melzer, der die Bücher von Avnery in Deutschland verlegt, zeichnete in seiner bewegenden Rede einige Lebensstationen des zeitweiligen »Staatsfeindes Nummer eins« in Israel nach. Etwa, wie Uri Avnery bei einer Demonstration von Angehörigen der Armee seines Landes die Hände gebrochen wurden, wohl, um ihn vergeblich daran zu hindern, seine wöchentliche bissige Kolumne zu schreiben, die er beharrlich seit nunmehr über 55 Jahren zu Papier bringt. Bewegend auch die Foto-Animation einer Jugendlichen zu Unrecht und Widerstand in Israel und Palästina. Darunter ein Bild, das um die Welt ging: Uri Avnery umarmt als erster Israeli Yassier Arafat inmitten der Frontlinien und schützt so das Leben des Palästinenserführers. Arafat, so Adam Melzer, habe diese Geste, bei der Uri Avnery hätte umkommen können, sein ganzes Leben lang nicht vergessen. ...

 

Auf unterstem Niveau 27.10.2009
Almosen für die Armen – mit reaktionären Thesen macht Sloterdijk gegen die Idee vom
Sozialstaat mobil (Wohltätigkeitsveranstaltung für Obdachlose in Berlin, 22.12.2005)

Die aktuelle Sloterdijk-Diskussion geht am Kern der Sache vorbei: Nicht ­unterschiedliche Denkstile, sondern die Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft stehen zur Debatte

Von Thomas Wagner

Nachdem der Philosoph und Bestsellerautor Peter Sloterdijk im Sommer vorgeschlagen hatte, die öffentlichen Ausgaben künftig nicht mehr aus staatlichen Steuereinnahmen, sondern aus freiwilligen Spenden der Wohlhabenden zu bestreiten, war in den deutschen Medien zunächst kaum Widerspruch zu vernehmen. Dabei handelt es sich bei seinem »Die Revolution der gebenden Hand« betitelten Essay aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 10. Juni 2009 um einen Angriff auf das materielle Fundament des Sozialstaats, der in der deutschen Nachkriegsgeschichte seinesgleichen sucht. ...

 

Akademische Bêtise 20.08.2009
Lea Grundig (23.3.1906–10.10.1977) in ihrem Atelier, Aufnahme von 1962

Hochschule. An der Universität Greifswald soll die »Hans-und-Lea-Grundig-Stiftung« ­umbenannt werden. Dagegen regt sich Widerstand

Von Kurt Neuenburg

Als junge Lehrer fuhren meine Frau und ich mit dem Fahrrad in die LPG Sehma, weil im dortigen Kultur- und Speiseraum Lea Grundig zu einem Kunstgespräch eingeladen hatte. Auf dem Tisch lagen ihre Druckgrafiken und Zeichnungen, über die lebhaft diskutiert wurde.

Was uns jedoch am meisten interessierte, war ihre neunjährige Exilzeit in Palästina; dort waren neben dramatischen Landschaften u.a. ihre Zeichnungen zu den Folgen »Niemals wieder!« und »Im Tal des Todes« entstanden. Immer wieder betonte sie in ihrer freundlichen Art, für sie sei die Kunst kein Tempel, in den man ehrfürchtig eintritt, um zu staunen und zu vergessen, sondern sie komme aus den Widersprüchen des Lebens, dürfe nicht aus der Realität fliehen und müsse im Geist von Käthe Kollwitz in ihrer Zeit wirken. Mit Begeisterung erzählte sie von ihren Erlebnissen und Erfahrungen im Kibbuz. Für sie waren die Gemeinschaftlichkeit, das solidarische Miteinander, die Gleichheit unter Gleichen, die sinnvolle Teilung der Arbeit und ihrer Ergebnisse unter den jungen Israelis in den Kibbuzim vorbildhaft für die landwirtschaftlichen Produk­tionsgenossenschaften in der DDR. Sie nahm den jüdischen Staat, der ein Jahr nach ihrer Rückkehr nach Europa gegründet worden war, in Schutz, trat undogmatisch auf und verteidigte ihre Meinung hartnäckig. Die Jüdin Lea Grundig hatte unsere Vorurteile abgebaut. (...)

Nun wird daran gedacht, die Stiftung umzuwidmen, um diesen Namen völlig zu tilgen. Ein Forschungsauftrag zur »Klärung der politisch-kulturellen Position Lea Grundigs« soll vergeben werden, da sie »auf direkte und problematische Weise mit dem DDR-Regime verbunden war«. ...

 

Falsche Helden 18.08.2009
Hitlers »Top Gun«: Der »Führer« verleiht Oberstleutnant Werner Mölders das »Eichenlaub
mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes« (Berlin, Juni 1941)

Vorabdruck. Wie die Bundeswehrführung mit der militärischen Traditionspflege Parlamentsbeschlüsse mißachtet, Geschichtsklitterung betreibt und gegen eigene Erlasse ­verstößt

Von Jürgen Rose

Unter dem Titel »Ernstfall Angriffskrieg. Frieden schaffen mit aller Gewalt« erscheint Ende August im Verlag ­Ossietzky, Hannover, ein Band mit Essays von Jürgen Rose, Publizist und Oberstleutnant der Bundeswehr. Wir veröffentlichen daraus vorab einen Artikel, der sich mit Aspekten der militärischen Traditionspflege der deutschen Streitkräfte befaßt.

 

Klassenjustiz konträr 10.07.2009
Nach BRD-Strafprozeßordnung »... entscheidet das Gericht nach seiner freien ...
Überzeugung«. Der Mörder von Benno Ohnesorg, Karl-Heinz Kurras, wird Ende
1967 vom Berliner Landesgericht freigesprochen   Foto: dpa-report

Hintergrund. DDR-BRD-Vergleich: Unrecht im Rechtsstaat – Recht im Unrechtsstaat

Von Friedrich Wolff

Die BRD ist ein Rechtsstaat, daran zweifelt niemand. Das ist ein Dogma. Die DDR war ein Unrechtsstaat. Daran zweifeln wenige. Das ist auch ein Dogma – für die öffentliche Meinung. Wer daran rührt, verhöhnt die Opfer. Was die Begriffe »Rechtsstaat« und »Unrechtsstaat« wirklich bedeuten, wissen nur wenige.

»Unrechtsstaat« ist entgegen dem Anschein kein Rechtsbegriff. Er kommt in keinem Rechtslexikon vor, ist nicht definiert. Man verwendet ihn nach Bedarf in der politischen Auseinandersetzung. Die DDR erhielt dieses Etikett; die Türkei, der Iran, die USA und Südafrika zur Zeit der Apartheid natürlich nicht. ...

 

Nein zu einem EU-"Gedenktag" der Kriminalisierung des Kommunismus

Eindringlicher Appell aus Paris RotFuchs / Juli 2009

Am 23. September 2008 faßte das Europäische Parlament den schamlosen Beschluß, den 23. August jeden Jahres zum "Gedenktag an die Opfer des Stalinismus und des Nazismus" zu erklären. Da die französischen Kommunisten die entschiedensten Bekämpfer des Faschismus vor und während der Besatzung waren, ist das eine unerhörte Beleidigung für sie. Durch diesen Beschluß wird die Geschichte verhöhnt.

Das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal hat die Untaten der Diktaturen Hitlers und Mussolinis verurteilt. Die Verfasser des erwähnten Textes sind nicht an historischer Genauigkeit interessiert. Sie wollen lediglich ihren antikommunistischen Feldzug ausweiten. Dazu benutzen sie den Vorwand des Nichtangriffspaktes, der am 23. August 1939 unterzeichnet wurde. So wird eine gemeinsame Zielsetzung des Dritten Reichs und der UdSSR unterstellt. Versucht wird auch, die Verantwortung der Regierungen Frankreichs und Großbritanniens, die das Münchner Abkommen unterzeichneten, zu verschleiern. Diese Herrschaften gaben Hitler im August 1939 den Weg frei.

Abgeordnete eines bunten Halbkreises von Sozialisten bis zu Rechtsradikalen haben den Beschluß unterstützt. Sie sind damit in die Fußstapfen der Münchner getreten, die es Hitler ermöglichten, die Spanische Republik zu ersticken und Österreich wie auch die Tschechoslowakei zu annektieren. Damals haben sowohl Daladier als auch Chamberlain den Abschluß eines Beistandspakts mit der UdSSR abgelehnt. ...

 

Strategische Partnerschaft 13.07.2009
ZDF-Historiker Guido Knopp als Repräsentant der Partnerschaft von History Channel
und ZDF. Mit dem US-Sender führt aber auch eine Spur in die ­Rüstungsindustrie    
Foto: Kerstin Bänsch/ZDF

Analyse. Die Kriegsdokumentation als Fernsehunterhaltung. Teil II (und Schluß): Der Kanal »History«, das ZDF und das Institut für Zeitgeschichte

Von Thomas Wagner

In den USA haben wichtige Teile der Kulturindustrie in den Jahren der Bush-Ära demonstrativ den Schulterschluß mit der Regierung gesucht und dezidiert patriotische Programme ausgestrahlt. ...

 

Gemetzel im Wohnzimmer 11.07.2009
Mit Tom Cruise im Film »Top Gun« beginnt 1986 eine neue mediale Ära der
Rekrutierung für den Kriegsdienst. Nach dem Film konnten sich Zuschauer
gleich im Kinosaal zur Armee melden  Foto: Paramount Pictures

Analyse. Die Kriegsdokumentation als Fernsehunterhaltung. Teil 1: Militainment und ideologische Aufrüstung

Von Thomas Wagner

Nach dem 11. September 2001 haben die sogenannten Antiterrorkriege der USA und ihrer Verbündeten ganze Regionen unseres Globus in ein heilloses Chaos gestürzt. Die Leiden der Zivilbevölkerung im Irak, in Afghanistan und in Palästina entziehen sich der menschlichen Vorstellungskraft. ...

 

Spiegel Online Video: http://www.spiegel.de/video/video-1007230.html

Mit dieser Video will Spiegel Online sugestieren dass nicht nur Benno Ohnesorg, aber auch Rudi Dutschke von der Stasi umgebracht worden war. Ein besseren als Rudi Dutschke’s Sohn Marek Dutschke, diesen verdacht zu äußeren, hätten sie wohl auch nicht finden können.

 

Honeckers »Todesschwadron« 09.06.2009
Im Griff der Zielfahnder – ähnlich muß es Jürgen G. im September 2003 ergangen sein

Medien. Die DDR-Staatssicherheit und die »vierte Gewalt« der Bundesrepublik. Ein Glanzstück des investigativen Journalismus aus der jüngsten Geschichte

Von Klaus Huhn

 

Verantwortung im Export 23.05.2009
»Fifty-fifty«? Der Spiegel und sein liebster Titelheld

Der Spiegel macht den Holocaust zum »­europäischen Projekt«. Ein Angebot, das im Ausland schwerlich Abnehmer finden wird

Von Kurt Pätzold

Das Eintreffen des von den USA ausgelieferten Iwan Demjanjuk in München, wo ihm der Prozeß gemacht werden soll, hat den Spiegel (21/2009) zu einer Titelgeschichte über Kriegskollaborateure des faschistischen Deutschland veranlaßt, die insbesondere von jenen handelt, die an der Ausrottung der Juden beteiligt waren. Der Ukrainer Demjanjuk, der als sowjetischer Soldat in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und vor die Wahl gestellt war, in einem Lager zu verhungern oder sich seinen Herren anzudienen, entschied sich für letzteres. Er wurde, was er beharrlich abstreitet, ein Büttel der deutschen Massenmörder. ...

 

Streit um die DDR 15.05.2009
Begründet aus der Widersprüchlichkeit der Geschichte von Klassenkämpfen, durchdringt
der Marxismus Kapitalismus und Realsozialismus (Marx-Engels-Denkmal in Berlin)  Foto: jW/Jürgen Horn

Vorabdruck. Theoretisch-methodische Überlegungen zu einer 20jährigen Auseinandersetzung

Von Erich Hahn

 

Frühstücken gegen rechts 18.04.2009
Die Frau im Zustand des »Naturverhängnisses«: »Parfümierte Stretchreizwäsche in der
paranoischen Saisonfarbe ›unsichtbar‹, audiovisuell aktive Glasbausteinohrringe mit Nazistraßbesatz
und Angst zum Anst

Ein träger Vormittag mit Professor Blanquenstein und Frau Lycaste

Von Dietmar Dath

Der 1970 geborene Schriftsteller, Journalist und Übersetzer Dietmar Dath brachte das Kunststück fertig, ein Loblied auf Lenin in jene Zeitung zu setzen, hinter der bekanntlich ein kluger Kopf stecken soll. Im August 2007 war das jedenfalls einmal der Fall, als in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung der umfangreiche Artikel »Lenins Coup« zu lesen war. So kann man Dath als »Vernunftkommunisten« bezeichnen (siehe jW vom 29.3.2008) – der zugleich aber auch die anarchistischen Ideen des Antimarxisten und Antikapitalisten Murray Bookchins in seine Überlegungen für eine Widerstandspraxis einbezieht. ...

 

Ruhe an der Namensfront 19.03.2009
Einfache Dichterin im Park – Agnes Miegel in Bad Nenndorf 
Foto: Wikipedia

Die Tage der »Agnes-Miegel-Schulen« sind gezählt – in Wilhelmshaven dauert der Abschied von der Nazibardin allerdings etwas länger

Von Hans Daniel

 

»Alles Stalinisten!« 03.03.2009
Die KPD »ist ein gefährlicher Infektionsherd im Körper unseres Volkes ...« Der frühere Oberregierungsrat
im faschistischen Reichsinnenministerium Hans Ritter von Lex 1955 als Vertreter der Bundesregierung im KPD-Verbotsprozess

Das verdrängte KPD-Verbot als Beispiel für die einseitige Darstellung der deutschen Nachkriegsgeschichte

Von Hans Daniel

 

Schuld als Verdienst? 21.01.2009
Verzerrte Sicht auf die historische Realität: Szene aus dem US-Film »Operation
Walküre« mit Tom Cruise (l.) in der Rolle des Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Ein Vorhaben »für die ganze Familie«: Die Erinnerung an den 20. Juli dient der Ehrenrettung Deutschlands und der Legitimation weiterer Angriffskriege

Von Frank Brendle

 

Ramsey Clark receives U.N. Human Rights Award 2008  Dec 18, 2008
Ramsey Clark helps build protest against possible U.S./Israeli
strike on Iran. IAC's Joyce Chediac at right.

Based on a release from the International Action Center.

International Action Center founder Ramsey Clark, a former U.S. attorney general and internationally renowned human-rights defender, received the respected United Nations Prize in the Field of Human Rights on the 60th Anniversary of the Universal Declaration of Human Rights at U.N. Headquarters in New York on Dec. 10.

The president of the General Assembly, Miguel d´Escoto Brockmann, who is one of the five members of the selection committee, announced the award, which is made every five years to five human rights defenders whose life’s work has been outstanding.

At the U.N. press conference after accepting the award, Ramsey Clark emphasized the U.N.’s role in ensuring world peace, reminding journalists that, “The greatest threat to human rights is war.” ...

 

Reale Alternative 27.11.2008

Die Gegenwart der DDR. Ein Beitrag in der »Erinnerungsschlacht« (Teil II und Schluß)

Von Ekkehard Lieberam und Roland Wötzel

Wir veröffentlichen ein Thesenpapier, das am 8. November Gegenstand der Arbeitskonferenz des Marxistischen Forums Sachsen »2009: ›Erinnerungsschlacht‹ um die DDR« in Leipzig war. Zu den Verfasssern: Prof. Dr. Ekkehard Lieberam ist Vorsitzender des MF Sachsen der Partei Die Linke. Rechtsanwalt Dr. Roland Wötzel, Delegierter des Stadtparteitages Leipzig der Partei Die Linke, war als Sekretär der SED-Bezirksleitung Leipzig einer der sechs prominenten Leipziger, die mit dem Aufruf zum »friedliche(n) Dialog« am 9. Oktober 1989 zum zivilen Verlauf der »Wende« beitrugen. In den sechziger Jahren war er Sekretär der Arbeitsgruppe »Ökonomisches System« beim Ministerrat der DDR.(jW)

 

Nützliches Zerrbild 26.11.2008
Ideologische Kampagne gegen die »SED-Diktatur«: Szene aus dem 2007 ausgestrahlten TV-Zweiteiler
»Die Frau vom Checkpoint Charlie« mit Veronica Ferres in der Titelrolle  Foto: AP

Die Gegenwart der DDR. Ein Beitrag in der »Erinnerungsschlacht« (Teil I)

Von Ekkehard Lieberam und Roland Wötzel

 

Der Durchbruch 11.10.2008
Initiator der Aktivistenbewegung: Adolf Hennecke (1905–1975) vor Ort

Vor 60 Jahren: In der Sowjetischen Besatzungszone gelingt dem Bergmann Adolf Hennecke eine spektakuläre Übererfüllung des Plansolls

Von Jörg Roesler

 

Nebenprodukt Erkenntnis 28.10.2008
Stärkung konservativer Theorieseilschaften nach Abwicklung von DDR-Wissenschaftlern:
Im ehemaligen Staatsratgebäude macht sich heute die Eliteeinrichtung »European School of Management and Technology« breit

Die neoliberale Reorganisation der Hochschulen und Perspektiven kritischer Wissenschaft

Von Alex Demirovic

Heute vor 40 Jahren gründeten neben anderen der Politikwissenschaftler Wolfgang Abendroth und der Ökonom Werner Hofmann den »Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler« (bdwi.de). Über 1000 Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaftler eint heute ein »gemeinsames Interesse an einer emanzipatorischen Wissenschafts- und Bildungspolitik«. Anläßlich des heutigen Feiertages erschien im BdWi-Verlag das Heft »Hochschule und Demokratie. Debattenbeiträge zu 40 Jahren Studentenbewegung, Hochschulreform und außerparlamentarischer Opposition« (Bestellung über verlag@bdwi.de). Unser Autor Alex Demirovic ist Privatdozent für Politikwissenschaft und Politische Soziologie an der Universität Frankfurt/Main und gehört zum Vorstand des BdWi.

 

»Eine Fortschreibung der Verdrehungen und Lügen des Stefan Aust« 30.09.2008

* junge Welt erreichte das Schreiben »Der Stefan-Aust-Komplex«:

Am 25.9.2008, dem Tag des Kinostarts der Verfilmung vom Baader-Meinhof-Komplex, haben wir die Villa von Stefan Aust in Hamburg-Blankenese, Broerstreppe 1, mit Farbflaschen und Steinen beworfen und vor der Tür ein Rauchfeuer entzündet. ...

 

Have you ever heard of Holy Rollers?

See: Sarah Palin's Faith

Holy Roller is a term in American English used to describe Pentecostal Christian churchgoers. However, "Holy Roller" is also more commonly used to describe any religion follower that tries to promote their religion at doorsteps or in public forums. The term is also used to describe people literally rolling on the floor [Iv'e seen this in an American church myself] or speaking in tongues in an uncontrolled manner.

 See also: Pentecostalism and Politics - Panel Discussion at the
               University of Southern California
   

 

Es war ein Justizmord! 17.09.2008 [Klar, nicht nur waren sie Kommunisten, sie waren auch Juden!]
Der letzte Kuss – Ethel und Julius Rosenberg

Endlich freigegebene Akten im Fall Ethel und Julius Rosenberg bestätigen richterliche Willkür – und einen Verrat

Von Ronald Friedmann

Die US-Regierung hat überraschend die richterliche Anordnung nach Freigabe der Akten im Falle Ethel und Julius Rosenberg akzeptiert und am vergangenen Donnerstag die Dokumente veröffentlicht. Nunmehr kann eine jahrzehntelange Vermutung auch exakt bewiesen werden.

 

DDR-Geschichte 15.09.2008

Neue »Rote Socken«-Kampagne

Verschiedene Medien berichteten am Wochenend, daß Union und SPD mit einer Kampagne zur DDR-Geschichte in die Wahlkämpfe 2009 ziehen wollen.

... Der Spiegel wiederum zitiert in seiner neuen Ausgabe aus einem Wahlstrategiepapier des Linkspartei-Vorstandes: »Die SPD werde Die Linke ›bekriegen‹ (...) und ›die Vielzahl der historischen Jahrestage 2009 gegen uns zu nutzen versuchen«. Dafür werde die SPD im »historischen Supergedenkjahr« an »allen Imagemerkmalen ansetzen« wie »SED«, »Stasi«, »DKP«.

 

Der subjektive Faktor 13.09.2008
Organisationen wie der BDM, mit Angeboten jenseits überwachender Elternhäuser,
machten Wilhelm Reich zufolge die Nazis für die Jugend attraktiv  Foto: jW-Archiv

Eure Bücher, unsere Waffen (6): Der Freudo-Marxismus war in den sechziger Jahren eine bedeutsame Kombination zweier Befreiungstheorien

Von Walter Hanser

Im Westdeutschland der fünfziger und frühen sechziger Jahre war nur der Marxismus noch verrufener als die Psychoanalyse. Man wollte in Ruhe gelassen werden, das Unbewußte nicht in Gedächtnis und Bewußtsein vorrücken lassen. Für die antifaschistische Revolte um 1968 wurde so Sigmund Freud zu einer attraktiven Theorie-Ikone. Da es um Gesellschaftskritik ging, wurde der Freudo-Marxismus der dreißiger Jahre wiederentdeckt, nicht die Individualpsychologie. Besonders marxistische Linksfreudianer wie Erich Fromm, Wilhelm Reich und Siegfried Bernfeld spielten eine große Rolle, weil sie an einer Kombination von marxistischer Gesellschaftskritik und Freudscher Trieblehre arbeiteten. ...

 

Türöffner in die Gesellschaft 21.08.2008
Junge Frauen tauchen immer öfter in der Neonaziszene auf  Foto: DPA

In der rechtsextremen Szene entwickelt sich ein »Nationaler Feminismus«, der Frauen zum Mitmachen bewegt. Hauptsächlich aber dienen sie der männlichen Führungsriege dazu, politisch anzukommen

Von Carsten Hübner

 

The Limits of Power: Andrew Bacevich on the End of American Exceptionalism August 20, 2008

Andrew Bacevich is a conservative historian who spent twenty-three years serving in the US Army. He also lost his son in Iraq last year. In a new book titled The Limits of Power: The End of American Exceptionalism, Bacevich argues that although many in this country are paying a heavy price for US domestic and foreign policy decisions, millions of Americans simply continue to shop, spend and satisfy their appetite for cheap oil, credit and the promise of freedom at home. Bacevich writes, “As the American appetite for freedom has grown, so too has our penchant for empire.”

 ... AMY GOODMAN: What do you mean by “exceptionalism”?

ANDREW BACEVICH: Well, this is not an idea that’s original with me. It’s clear that from the founding of the Anglo-American colonies, from the time that John Winthrop made his famous sermon and declared that “we shall be as a city upon a hill” a light to the worldit’s clear that, from the outset, there has been a strong sense among Americans that we are a special people with a providential mission.

 ... I mean, to view international politics through this lens of good and evil leads you to vastly oversimplify and I think also leads you to make reckless decisions. Bush’s—I do believe President Bush genuinely—not cynically, genuinely—saw Saddam Hussein as evil, and I think he actually genuinely believes that—again, consistent with this notion of American exceptionalism—that we were called upon to bring democracy to Iraq. But what a ludicrous way to view US-Iraqi relations over the past twenty or thirty years, because if you really look at US-Iraqi relations or US policy in the Middle East over the last twenty, thirty, fifty, sixty years, it’s impossible to see the question as simply one of good versus evil. It’s not black and white; it’s grey. And you need to see the world as grey if you’re going to be a sensible statesman. ...

 

Aus der alten Mitte 13.08.2008
Nicht über Bäume sprechen: Bertolt Brecht 1947
Foto: AP

Die Vermessenheit des Daniel Kehlmann

Von Diether Dehm

Waren es wirklich die Schriftsteller, die den DDR-Vernichtern (Gauck, Treuhand, Spiegel und andere Nachrichtendienste) in den letzten 20 Jahren durch die Lappen gegangen sind? Mit dem Effekt, daß eine Linke, die sich öffentlich auch auf den DDR-Kommunisten Brecht beruft, in Prognosen für EU- und Bundesparlament jetzt zweistellig rangiert? Die neue Kampagne gegen rote tote Dichter könnte sich so dechiffrieren lassen. ...

 

STUFFED, STARVED & SPRAYED: Raj Patel on Agro-Ecology & LBAM

 

In Defense of the ‘60s August 1, 2008
On May 6, 1968, students battled police in the Rue Saint-Jacques in Paris

The pursuit of happiness is a dream for all generations

By Peter Marcuse

 

Rabiater Fanclub 18.07.2008
»Ein Stück Freiheit im Nahen Osten« – Israelische Patrouille an völkerrechtswidrig
errichtetem Sperrwall im Westjordanland Foto: AP

Israel-Kritiker im Visier: BAK Shalom in der Partei Die Linke will »Antizionisten das Handwerk legen« und schreckt dabei vor Denunziation nicht zurück

Von Knut Mellenthin

Siehe auch: Schriftwechsel. Kritische Nachfrage unerwünscht

Und: http://bak-shalom.de

 

»Von der Landkarte tilgen« 19.06.2008
Diese Geste gilt im Iran als Ausdruck von Respekt. Mahmud Ahmadinedschad auf einer Kundgebung in Teheran
Foto: AP

Bundeszentrale für politische Bildung mußte falsche Wiedergabe einer Äußerung von Irans Präsidenten korrigieren

Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann, Arbeiterfotografie

Siehe auch:  arbeiterfotografie.com/iran

 

»Entscheidend dürfte der öffentliche Druck sein« 19.06.2008

Deutsche Medien distanzieren sich nur ungern von einer Falschmeldung über den Iran. Ein Gespräch mit Andreas Neumann

Interview: Arnold Schölzel

Andreas Neumann ist Redakteur der Zeitschrift und Internetseite Arbeiterfotografie

Journalisten schreiben von Journalisten ab. Oder warum hat sich nach Ihrer Meinung die falsche Übersetzung des Ahmadinedschad-Zitats vom Oktober 2005 trotz aller Hinweise von Fachleuten – darunter in jW – so hartnäckig in den hiesigen Medien gehalten?

 

Volk, völkisch, Völkermord 07.06.2008

Kritik. Handbuch über die Tätigkeit deutscher Wissenschaftler für die Kriegs-, Umsiedlungs- und Vernichtungspolitik des deutschen Faschismus

Von Werner Röhr

 

Bei Shiva und Vishnu 07.06.2008
Totenzeremonie am Ganges mit betendem Sadhu (Wanderasket, rechts) Und: Bettelnde 82jährige Frau in Chennai, dem ehemaligen Madras: Das offiziell abgeschaffte Kastenwesen existiert weiter

Indiens spirituelles Image und die soziale Wirklichkeit: Brahmanen, Wanderasketen und ein überkommenes Kastenwesen. Eine Reise zu den Tempeln im Süden des Subkontinents

Von Roland Platz

 

1968, Forty Years Later: Tariq Ali Looks Back on a Pivotal Year in the Global Struggle for Social Justice May 29, 2008

We continue our series “1968, Forty Years Later” with the political activist, novelist and historian, Tariq Ali. Back in the 1960s, with the Vietnam War at its height, Tariq Ali earned a national reputation through debates with figures like Henry Kissinger and then-British Foreign Secretary Michael Stewart. He protested against the Vietnam War, led the now-infamous march on the American embassy in London in 1968, and edited the revolutionary paper Black Dwarf, where he became friends with numerous influential figures, such as Stokely Carmichael, Malcolm X, John Lennon and Yoko Ono. Forty years later, Tariq Ali continues his lifelong struggle against US foreign policy across the globe. [includes rush transcript]

 

Erfolgsgeschichte? 26.05.2008
Protest gegen die offizielle Ehrung des Nazimarinerichter und späteren
baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger (16.9. 2003)  Foto: AP

Ein Sammelband untersucht die Nachwirkungen des Nazireichs in der Bundesrepublik

Von Jan Korte

Stephan Alexander Glienke/Volker Paulmann/Joachim Perels: Erfolgsgeschichte Bundesrepublik? - Die Nachkriegsgesellschaft im langen Schatten des Nationalsozialismus. Wallstein Verlag, Göttingen 2008, 396 Seiten, 36 Euro

 

Zur: »Ukrainischen Aufstandsarmee« (UPA) oder der »Organisation Ukrainischer Nationalisten« (OUN) als »Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine«:

Täter werden zu Opfern 22.05.2008

Präsident Juschtschenko bläst zum Generalangriff auf das sowjetische Erbe der Ukraine. Denkmäler werden geschleift, ein Pendant zur Birthler-Behörde geschaffen

Von Tomasz Konicz

Die Ukraine setzt ihre Annäherung an den Westen auch auf dem Gebiet der Geschichtspolitik fort. Präsident Viktor Juschtschenko kündigte vor wenigen Tagen eine Gesetzesinitiative an, die die Beseitigung aller »Denkmäler und Symbole des totalitären kommunistischen Regimes« zum Ziel hat. Er werde einen entsprechenden »Eilantrag« dem ukrainischen Parlament vorlegen, verkündete der Staatschef am 18. Mai anläßlich einer Gedenkzeremonie für die »Opfer politischer Unterdrückung«. So sollen alle sowjetischen Symbole – von Hammer und Sichel bis zum Lenindenkmal – geschleift und aus der Öffentlichkeit verbannt werden. Juschtschenko will »prokommunistische und imperialistische Kräfte« ausfindig gemacht haben, die nach »Vergeltung streben«.

Konkret wandte sich der Präsident während seiner Ansprache an die Bürger der Ukraine, die noch immer eine »Rückkehr zum Kommunismus« anstrebten und drohte ihnen, daß die »totalitären Regimes« zuerst »an ihrer Türe klopfen werden«. Juschtschenko erklärte überdies, daß die »kommunistische Führung« sich mit »Ideologie bemäntelt« und in Wahrheit nur »nach absoluter Macht strebt«.

Offenbar will der ukrainische Präsident eine Geschichtsentsorgung organisieren, die dem Vorgehen der BRD nach dem Anschluß der DDR nicht unähnlich ist. Man müsse die Namen der Täter nennen und die der Opfer, der »Kämpfer gegen den Kommunismus«, erklärte Juschtschenko. »Ich möchte, daß die Namen dieser Menschen die ganze Nation kennt«, lautete die präsidiale Ankündigung einer ukrainischen Birthler-Behörde. Mit diesem Generalangriff auf die sowjetische Vergangenheit der Ukraine gehen die Bemühungen des Präsidenten einher, nationalistische und faschistische Organisationen zu rehabilitieren, die während des Zweiten Weltkrieges am Völkermord beteiligt waren, gegen die Sowjetunion kämpften und mit Nazideutschland kollaborierten.

Juschtschenko bemüht sich schon seit Jahren, Mitglieder der »Ukrainischen Aufstandsarmee« (UPA) oder der »Organisation Ukrainischer Nationalisten« (OUN) als »Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine« öffentlich zu etablieren und ihnen den mit Privilegien verbundenen Status von »Kriegsveteranen« zu verleihen. Diese »Veteranen« waren führend am Völkermord an der jüdischen und polnischen Bevölkerung der Westukraine beteiligt, dem Hunderttausende Menschen zum Opfer fielen.

Kurz nach dem Einmarsch deutscher Truppen gingen ukrainische Faschisten vielerorts zu Massenmorden an der jüdischen Einwohnerschaft über, allein im westukrainischen Lviv kamen binnen weniger Tage Tausende Juden durch die Pogrome um. Ähnlich verhielt es sich bei dem von der UPA mit Unterstützung ukrainischer SS-Divisionen verübten Völkermord an der polnischen Bevölkerung in Galizien, bei dem weit mehr als 100000 Menschen umkamen. Bei ihrem Rückzug überschüttete die Wehrmacht die UPA förmlich mit Waffen, so daß sie ihren Kampf gegen die Sowjetmacht noch bis in die 50er Jahre fortsetzen konnte.

Siehe auch dazu:

Kollaboration mit den NS-Besatzern Le Monde diplomatique, Ausgabe vom 10.8.2007

Über den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, den das nationalsozialistische Deutschland und seine Verbündeten im Osten führten, wissen wir heute sehr viel mehr als früher: aus neuen Archiven, Projekten zur Feldforschung und der Neubewertung bereits bekannter Quellen. Und einige "Tabus" sind aufgehoben. Unter anderem kann nun auch die Rolle der Nationalisten, vor allem in den baltischen Staaten und in der Ukraine, vorurteilsfrei untersucht werden. Wobei allerdings das Thema "Kollaboration mit den Nazis" bei der aktuellen Rehabilitierung der ukrainischen Nationalisten ausgeklammert bleibt.

Nach einer kurzen Phase der Unabhängigkeit zerfiel die Ukraine nach dem Ersten Weltkrieg in mehrere Gebiete: In der Zentral- und Ostukraine setzte sich die sowjetische Herrschaft durch, 1922 wurde die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik offiziell Teil der neu gegründeten Sowjetunion; Galizien und Wolhynien gingen an Polen, die Bukowina fiel an Rumänien und die Karpato-Ukraine (Zakarpatja) an die Tschechoslowakei. Als Widerstandsorganisation gegen die polnische Herrschaft in Ostgalizien bildete sich 1920 die Ukrainische Verteidigungsorganisation (UVO), aus der 1929 die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) hervorging. Deren Gründer Jewhen Konowalez hatte schon 1922 Kontakt mit Adolf Hitler aufgenommen. Chefideologe der OUN war Dmytro Donzow. Sein konservativ-elitär geprägter "integraler Nationalismus" betonte den "europäischen" Charakter der Ukraine - im Unterschied zum "asiatischen" Charakter Russlands.

Unterstützung fand die OUN beim NS-Ideologen Alfred Rosenberg und ab 1933 auch bei der "Abwehr", dem deutschen Militärgeheimdienst. Der aus dem Baltikum stammende Rosenberg versprach den baltischen, ukrainischen und georgischen Nationalisten und selbst den Muslimen im Kaukasus "Autonomie". Mit diesem Plan sollte Russland isoliert und die Sowjetunion zerschlagen werden. Die Allianz zwischen Berlin und der OUN erwies sich allerdings wiederholt als problematisch. OUN-Gründer Konowalez fiel 1938 einem Attentat des sowjetischen Geheimdienstes zum Opfer, sein Nachfolger Andrej Melnyk stand unter dem Einfluss von Andrej Scheptizki, dem Metropoliten der griechisch-katholischen Kirche und "geistlichen Führer" von Ostgalizien - das sich die UdSSR, gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939, nach dem deutschen Angriff auf Polen einverleibte.

1940 kam es zu einer Spaltung der Bewegung. Der radikale Nationalist Stepan Bandera gründete die scharf antisemitische OUN-B ("banderowzi"), aus deren Reihen sich die Freiwilligen schon 1940/41 für zwei ukrainische Wehrmachtsbataillone ("Nachtigall" und "Roland") rekrutierten. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, am 22. Juni 1941, beteiligte sich Banderas OUN-B an zahlreichen Pogromen in der Ukraine.

In Berlin verfolgte man zunächst die Absicht, die "jüdischen Bolschewisten" in "spontanen" Aktionen von örtlichen Nationalisten umbringen zu lassen. So erhielt das mehrtägige Pogrom in Lwow (Lemberg) Ende Juli 1941 den Codenamen "Petljura-Tage" (nach einem ukrainischen Nationalisten). Angeblich handelte es sich dabei um eine "Vergeltung" für die Hinrichtung von Gefangenen durch das sowjetische NKWD, das als von Juden gelenkt galt. Tatsächlich koordinierten die "SS-Einsatztruppen" die Mordkommandos, auch unter der Mitwirkung von Wehrmachtsangehörigen.

Ab Juli/August 1941 galt eine neue Direktive aus Berlin: Statt sich auf Vergeltungsaktionen zu beschränken, sollte die jüdische Bevölkerung jetzt massenhaft umgebracht werden. Nach diesen Anweisungen handelten die Truppen des rumänischen Diktators Ion Antonescu in der Südukraine (etwa in Odessa). Einheiten des ungarischen Reichsverwesers Miklós Horthy deportierten die ruthenischen Juden nach Kamenetz-Podolsk, wo sie umgebracht wurden. Anfang 1942, sechs Monate nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion, waren in den eroberten Gebieten bereits 900 000 Juden umgebracht worden.(1)

Am 30. Juni 1941 hatte die OUN-B einen ukrainischen Staat ausgerufen und Jaroslaw Stetsko(2) zum Regierungschef gemacht. "Ruhm der deutschen Armee und dem Führer Adolf Hitler!" hieß es in einer seiner Erklärungen(3), aber in Berlin ließ man sich nicht zur Anerkennung des neuen Staates bewegen - Bandera und Stetsko wurden interniert. Damit waren die Träume der Nationalisten von der Unabhängigkeit geplatzt. Für die Besatzungsmacht waren die Ukrainer eben doch nur "Untermenschen" wie alle Slawen.

Der "Generalplan Ost" der nationalsozialistischen Führung rechnete mit dem Tod von 30 Millionen Sowjetbürgern, mindestens weitere 30 Millionen sollten nach Osten deportiert werden, um Raum für die Siedler der "nordischen Rassen" zu schaffen und die "Modernisierung" des neuen deutschen Lebensraums zu ermöglichen. Aber der Plan scheiterte, als die Rote Armee am 7. Dezember 1941 vor Moskau den deutschen Vormarsch stoppte. Dennoch kam es zu Massendeportationen in die Arbeitslager oder Vernichtungslager; im Frühjahr 1942 begannen die Deportationen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Die OUN-M ("melnikowzi") von Andrej Melnyk arbeitete mit der Verwaltung und Polizei der Besatzungsmacht zusammen und unterstützte 1943 die Aufstellung der SS-Division "Galizien". Das Hakenkreuz auf dem blau-gelben Banner der Truppe wurde später durch die galizischen Symbole Dreizack und Löwe ersetzt. Melnyk, inzwischen in Berlin, verfolgte weiterhin Pläne zur ukrainischen Unabhängigkeit. Im Februar 1944 saß er für kurze Zeit in Haft.

Dagegen wagte die OUN-B in Wolhynien den aktiven Aufstand. Ende 1942 setzte sich Roman Schuchewitsch, der frühere Befehlshaber des Bataillons "Nachtigall" und des 201. Schutzmannschaft-Bataillons (einer Polizeitruppe) an die Spitze der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA). Die neue Bewegung kämpfte nun gegen die Deutschen, aber (bis 1947) auch gegen die Polen und vor allem (bis Anfang der 1950er-Jahre) gegen die Sowjetunion. Im Kampf gegen die Sowjets erhielt sie nach 1945 hin und wieder auch Unterstützung von westlichen Geheimdiensten.(4)

Ende 1943 hatte Schuchewitsch Befehle zur Liquidierung von Polen, Juden und Roma gegeben, aber im Februar 1944 wies er seine Truppen an, sich nicht mehr an der Ermordung von Juden zu beteiligen. "Die Ukraine den Ukrainern!" und "Das Land den Bauern!" lauteten die Parolen der UPA. Die Geschichte dieser Bewegung ist noch nicht geschrieben. Es bleibt offen, ob sie eher als Bauernrebellen, als patriotische Widerstandskämpfer oder als ein Haufen versprengter Faschisten zu bewerten ist.

Im September 1944 kamen Bandera und Stetsko frei. Man wollte sie - was sie am Ende ablehnten - für das von den Nationalsozialisten kontrollierte Ukrainische Nationalkomitee gewinnen, das unter Führung des früheren SS-Sturmbannführers General Pawlo Schandruk stand. Am 27. Januar 1945 vereinigte sich in der Slowakei unter Schandruks Führung die SS-Division "Galizien", jetzt umbenannt zur Ersten Division der Ukrainischen Nationalarmee, mit den Hilfstruppen der Wehrmacht ("Hiwis") zur Ukrainischen Nationalarmee (UNA). Der Krieg war verloren. Anfang Mai 1945 nutzten die ukrainischen SS-Angehörigen Kontakte nach Großbritannien und in die USA, um vor den Sowjets zu flüchten.

Die Rote Armee schlug 1943-1944 an der ukrainischen Front die entscheidenden Schlachten, die Deutschlands Niederlage besiegelten. An diesem Befreiungskrieg haben auf sowjetischer Seite Millionen ukrainischer Soldaten und mindestens 200 000 Partisanen teilgenommen, die mit Hilfe der Westalliierten der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und dem Völkermord ein Ende setzten.

Fußnoten:

(1) Nach Schätzungen wurden auf dem Gebiet der Sowjetunion 1,5 bis 2 Millionen Juden getötet, weiterhin 3,3 Millionen gefangene Rotarmisten und eine Million Partisanen und ihre angeblichen Komplizen in den ländlichen Gegenden. Bei der Belagerung Leningrads verhungerten 600 000 Menschen. Unzählige Zivilisten wurden verschleppt und starben in den Lagern der Nazis. Hinzu kommen die Gefallenen: In der Ukraine (1941 mit 42 Millionen Einwohnern) wird die Zahl der Kriegstoten auf 8 Millionen geschätzt.
(2) Stetskos Ehefrau Slava tauchte 1986 als Präsidentin des Blocks anti-bolschewistischer Nationen wieder auf; 1992 führte sie den Kongress der Ukrainischen Nationalisten (KUN), und am Ende ihrer Karriere saß sie als Abgeordnete des Bündnisses "Unsere Ukraine" im Parlament.
(3) Siehe www.galiciadivision.com/lib/sirski/d2.html.
(4) Nach Kriegsende führte die UPA in einigen westukrainischen Regionen ihren Guerillakampf fort. Attentate und Sabotageakte richteten sich gegen Vertreter und Institutionen (vor allem die Kolchosen) der Sowjetmacht. Erst 1950 brachte das NKWD die Lage unter Kontrolle. Es gab noch kleinere Gefechte, aber die Mehrzahl der UPA-Kämpfer waren getötet worden, hatten sich ergeben oder wurden deportiert.

Le Monde diplomatique Nr. 8348 vom 10.8.2007, 242 Zeilen,

Und:

"Wer Kijew hat, kann Rußland zwingen!" BAHAMAS 9/1993

Die Entwicklung deutscher Ukraine-Politik

... Schon 1897 hatte Paul Rohrbach, ein führender Osteuropa-Ideologe, die Devise ausgegeben, die dann im Laufe des Ersten Weltkrieges voll zum Tagen kam: "Wenn Rußland noch fünfzig Jahre in Ruhe bleibt, dann kann es vielleicht sein, daß die ukrainische Frage einschläft, trotzdem die ukrainischen Patrioten sich bemühen, sie wach zu machen. Wenn aber der Tag kommt, wo Rußland das Schicksal herausfordert, und dann hat zufällig dort, wo bei uns die Entscheidungen getroffen werden, jemand so viel Kenntnis von den Dingen und soviel Entschlossenheit, daß er die ukrainische Bewegung richtig loszubinden weiß – dann, ja dann könnte Rußland zertrümmert werden. Wer Kijew hat, kann Rußland zwingen!" (P. Rohrbach) ...

Und:

Aus kommunisten-online.de  http://www.kommunisten-online.de/Kriegstreiber/ukraine.htm

Und:

Ukraine: Braune Flecken im orangen Fahnenmeer WSWS 7. Dezember 2004 Von Justus Leicht

Leider wird, obwohl ich Wikipedia i.d.R. sehre schätze, ein ganz anderes Bild der  »Ukrainischen Aufstandsarmee« (UPA) und der »Organisation Ukrainischer Nationalisten« (OUN) dort dargestelt. Wikipedia: (UPA) Ukrainische Aufstandsarmee  (OUN) Organisation Ukrainischer Nationalisten.

 

»Der Funke von 1968 soll nicht überspringen« 17.05.2008
Jutta Ditfurth ist Publi­zistin und politische ­Aktivistin. Von 1984 bis 1988 war sie Bundesvorsitzende der Grünen.
1991 trat sie aus dieser Partei aus und ist seitdem bei der Ökologischen Linken.

Ein neues Buch beleuchtet die Freundschaft von Ulrike Meinhof und Rudi Dutschke. Ein Gespräch mit Jutta Ditfurth

Interview: Gitta Düperthal

 

Konflikt auf höherer Ebene 09.05.2008

Gilt die Marxsche Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen heute noch? Der Widerspruch zwischen ökologischen Gefahren und generellen Menschheitsinteressen wird zum Hauptproblem

Von Herbert Meißner

 

Begreifendes Denken 29.04.2008
Über abstrakte Erkenntnis hinaus: Marx-Zitat aus den »Thesen über
Feuerbach« im Foyer der Humboldt-Universtiät in Berlin

Über das Verhältnis von Philosophie und Ökonomie bei Karl Marx

Von Friedrich Kumpf

 

An die Wurzeln gehen 23.04.2008
Eine solide kulturelle Basis schaffen: kubanische Schulkinder auf der XIV.
Internationalen Buchmesse in Havanna 2005

Dokumentiert: Abschlußrede von Abel Prieto, Kulturminister der Republik Kuba, anläßlich des VII. Kongresses des Künstler- und Schriftstellerverbandes Kubas am 4. April 2008 im Palacio de las Convenciones, Havanna (Teil II und Schluß)

 

»Beginnen wir bei uns« 23.04.2008
»Neuaufbau einer starken und einheitlichen, auf der Höhe der Zeit stehenden
kommunistischen Partei« – Kommunisten auf einer antifaschistischen Demonstration 1994
Foto: ROPI

Nach dem Zusammenbruch der »Regenbogenlinken« – Aufruf an die Mitglieder und Leitungen der PdCI und der PRC und an die Kommunistinnen und Kommunisten überall in Italien

 

Kultureller Kampf der Ideen 22.04.2008
»Den falschen Modellen der kapitalistischen Kultur entgegenwirken« -
Besucher vor dem Theater »Karl Marx« in Havanna während der lateinamerikanischen
Filmfestspiele (Dezember 2007) Foto: AP

Dokumentiert: Abschlußrede von Abel Prieto, Kulturminister der Republik Kuba, anläßlich des VII. Kongresses des Künstler- und Schriftstellerverbandes Kubas am 4. April 2008 im Palacio de las Convenciones, Havanna (Teil 1)

 

Auf den Kopf gestellt 16.04.2008
An den Erfahrungen der Bolschewiki orientiert: der
ilosoph Georg Lukács (1885–1971) Foto: dpa

Dutschkes Bild von Lenin und Lukács: Eine unvollendete Kontroverse um Partei und Klassenbewußtsein

Von Erich Hahn

... 1974 erschien bei Wagenbach die Dissertation von Rudi Dutschke »Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen.« Der Untertitel lautet: »Über den halbasiatischen und den westeuropäischen Weg zum Sozialismus. Lenin, Lukács und die Dritte Internationale«. ...

 

Ketzerischer Konformismus 15.04.2008
»Die deutschen Achtundsechziger waren ihren Eltern auf elende Weise
ähnlich«, schreibt Götz Aly (Studentenorganisation der Nazis bei der Bücherverbrennung
vor der Staatsoper in Berlin, 10.5.1933) Foto: jW-Archiv

In der Tradition der Totalitarismustheorie: Götz Aly setzt die Nazi- mit der 68er-Bewegung gleich

Von Guido Speckmann

 

Die schöne Zeit 11. März 2008
»Ich spiele den Verräter, den Mann, der den Russen die Koordinaten durchgibt.
Diese Figur hat es nicht gegeben.« Schauspieler Detlev Buck zu seiner Rolle
Foto: Conny Klein/ZDF

Einige Nachbemerkungen zu dem Zweiteiler »Die Gustloff«, mit dem das ZDF den deutschen Einsatzwillen in aller Welt stärken soll

Von Otto Köhler

 

McCain Embraces Endorsement from Anti-Catholic, Anti-Gay, Anti-Muslim Televangelist John Hagee  March 07, 2008

Republican presidential nominee Senator John McCain has openly embraced the endorsement of controversial televangelist John Hagee, the founder of Christians United for Israel and the senior pastor of Cornerstone Church in San Antonio, Texas. Hagee has come under criticism for his views on homosexuality, Islam, the Catholic Church and even the victims of Hurricane Katrina. We speak with Sarah Posner, author of God’s Profits: Faith Fraud, and the Republican Crusade for Values Voters. [includes rush transcript]
 

... AMY GOODMAN: Can you talk about his attitude to Iran, Sarah Posner?

SARAH POSNER: He believes that Ahmadinejad is the next Hitler, the Hitler of the twenty-first century. He believes that Ahmadinejad’s goal is to wipe out Israel and the Jewish people and that by not confronting Ahmadinejad militarily, we are enabling him like Chamberlain enabled Hitler. So they make a lot of historical allusions to World War II. He often talks about World War III coming to pass. And he believes all of this—he finds all of this in his Bible. He believes that everything in the world, be it a financial transaction or foreign policy issues, are all animated by spiritual warfare, meaning war, spiritual war and actual war, between forces backed by God and forces backed by Satan.

AMY GOODMAN: I was in San Antonio in 2006. It was the time of the Night to Honor Israel at the Cornerstone Church. Can you talk—

SARAH POSNER: I was there, as well.

AMY GOODMAN: Sorry?

SARAH POSNER: I was there, as well.

AMY GOODMAN: Can you talk about who was there and this combination of politics and religion? Just describe the scene for us.

SARAH POSNER: Well, there were obviously a lot of members of Hagee’s church there, but also members of the Jewish community in San Antonio, former and present Israeli government officials, prominent members of national Jewish organizations, and they all converged on the stage at Cornerstone Church to, what Hagee believed was, quote-unquote, “honor” Israel. And this included speeches, songs sung by Hagee’s Cornerstone Church Choir. They sang “Hava Nagila” Texas-style. They showed videos of Jerusalem, where the Dome of the Rock was omitted from the scenery, because, of course, for Hagee, that would be part of the Second Coming, that the Temple Mount in Jerusalem would be controlled by Jesus and not—this is one of the reasons why he’s opposed to a two-state solution or the sharing of Jerusalem between Jews and Muslims, because he believes that God gave it to the Jews and that that presages the Second Coming of Christ.

So it was a remarkable combination of his eschatology and wrapped into the realpolitiks of the Middle East. And this is a big reason why McCain does not want to back away from Hagee, because all of this Middle East politics is very, very charged, and Hagee, even though he’s very controversial within the Jewish community, there are many within the Jewish community who openly embrace him and welcome his, quote-unquote, “support” of Israel.

AMY GOODMAN: The whole issue of the neoconservatives and Hagee’s church and John Hagee himself, like former CIA Director James Woolsey, a featured speaker—

SARAH POSNER: Right.

AMY GOODMAN: Talk about Douglas Feith, Woolsey, where they fit into John Hagee’s politics and religion.

SARAH POSNER: Well, they—someone like Woolsey came and spoke at what was called the Middle East intelligence briefing that was part of that same weekend in San Antonio for the Night to Honor Israel. And Hagee will bring in people like Woolsey to speak about Middle East politics, about terrorism, about counterterrorism, and it adds sort of this patina of authenticity or reliability to Hagee’s really outlandish view of the Bible dictating current events.

And so, when he had his event, CUFI event, here in Washington last summer, even more people within the foreign policy community and Congress, were there to basically bless what he was saying, including John McCain. Joe Lieberman compared Hagee—at that event, compared Hagee to Moses. Roy Blunt, the House Minority Whip, said that CUFI was part of God’s plan. And so, he’s gotten a stamp of approval by people inside the Beltway, in Congress.

During that same trip, or I think maybe it was the CUFI event the year before, in 2006, Hagee and some other officials with CUFI had a meeting with Elliott Abrams, who is the head of Middle East policy for Bush’s national security team. So they’re very connected within the foreign policy community and particularly the neoconservative foreign policy community, because their eschatology fits so nicely with the neocon foreign policy agenda. ...

 

Hoffnungsträger der DDR 5. März 2008
Zwei »charismatische Typen«: Commandante en Jefe Fidel Castro (Mitte) und links
neben ihm Politbüro-Mitglied Werner Lamberz 1977 auf dem Weg in die Sporthalle
von Dynamo Berlin Foto: jW-Archiv

Am 6. März 1978 starb das Politbüro-Mitglied Werner Lamberz. Erinnerungen anläßlich seines 30. Todestages

Von Harald Wessel

 

Tut-tut, hier kommt der Opfer-Dampfer 1. März 2008
Wir haben doch alle nichts getan!

Von Christian Buß

Was für ein Schiffbruch! Das ZDF-Weltkriegs-Epos "Die Gustloff" rekonstruiert den Untergang des gleichnamigen deutschen Flüchtlingsschiffes - und suggeriert eine empörende These: Da säuft ein Volk von Unschuldigen ab.

...Selbst wenn hier ein perfider Ortsgruppenleiter (Alexander Held als braunes Hampelmännchen) in der Bordwäscherei Orgien mit willigen Nazi-Nutten feiert – der Kahn scheint insgesamt sonderbar saubergeschrubbt von unangenehmen nationalsozialistischen Begleiterscheinungen wie völkischem Größenwahn und Antisemitismus.

Nein, der Holocaust hat in diesem sich so detailfreudig gebenden Deutschlandtableau tatsächlich keinerlei Spuren hinterlassen. Das wirkt ebenso befremdlich wie die Tatsache, dass man bei der Verdichtung der Ereignisse ausgerechnet einen von den Russen umgepolten Ostpreußen (Detlev Buck) als Funker fingierte Funksprüche an seine Vorgesetzten weiter reichen lässt. Auf diese Weise wird das Schiff ein leichtes Ziel fürs Sowjet-U-Boot – und die "Gustloff" im Film zum Blutopfer des deutschen kommunistischen Widerstands...

Siehe dazu: Work in Progress Mit einer der "aufwendigsten und teuersten" TV-Produktionen erinnert das deutsche Fernsehen an die "größte Schiffskatastrophe der Geschichte".

Erfindung
Zweifelhafter Höhepunkt des Filmdramas ist die Versenkung der "Gustloff" durch ein russisches U-Boot und damit das Ende der 9.000 TV-Helden. Ihren Tod verursacht zwar der militärische Feind, der eigentlich Schuldige aber ist der "Gustloff"-Funker. Über ihn sagt der TV-Darsteller: "Ich spiele den Verräter, den Mann, der den Russen die Koordinaten durchgibt". Zwar habe es "(d)iese Figur (...) nicht gegeben", doch sei ihre Erfindung notwendig gewesen, "damit keine politisch-dramaturgische Schieflage entsteht".

Umgedreht
In welchen Zusämmenhängen der Verräter tätig war, ein in der Geschichtswissenschaft bislang unerkannter Saboteur, erklärt der TV-Berater des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). Demnach ist der Untergang "von Deutschen" eingefädelt worden, "die hinter der Front umgedreht wurden. Womöglich vom Nationalkomitee Freies Deutschland, einem Zusammenschluss von deutschen Kriegsgefangenen und kommunistischen Emigranten in der Sowjetunion. 'Man weiß ja, dass diese Leute mit Fallschirmen abgesetzt wurden. Und eine Uniform konnte sich im Chaos auf dem Schiff jeder anziehen'", zitiert der Berliner "Tagesspiegel" den ZDF-Berater, einen früheren Wehrmachtsangehörigen.[2] ...

... Mal sehen
Die Botschaft der staatsnahen TV-Ausstrahlung wird in der deutschen Presse vorab erläutert. Es handele sich um eine "Anklage gegen das Nationalkomitee Freies Deutschland" (NKFD), eine antifaschistische Organisation des alliierten Widerstands, schreibt der "Tagesspiegel".[6] "An der Spitze standen KPD-Funktionäre wie Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck. Hauptanliegen war es, die Wehrmacht mittels Propaganda zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Wie weit ging das NKFD? Haben Ulbricht und Pieck die Gustloff auf dem Gewissen?" Zwar konnten "Generationen von Historikern (...) dafür noch keinen schlüssigen Beweis" entdecken, aber man "forsche noch in russischen Archiven". Es handele sich um "work in progress", sagt der ZDF-Chefhistoriker und will "mal sehen, was dabei herauskommt"...

 

Diese Woche ist der Spiegel stumm 29. Februar 2008
Das Monsterbaby wird geboren ... (Spiegel-Titel vom 21. Oktober 1959)

Wie das Deutsche Nachrichtenmagazin die Unschuld der Nazis am Reichstagsbrand produzierte und wer da heute bei Spiegel-TV mustergültig weitermacht

Von Otto Köhler

 

Kein Zufall der Geschichte 27. Februar 2008

Der Reichstagsbrand und die Mär vom »Alleintäter«

Von Alexander Bahar

Februar 1933, vor nunmehr 75Jahren das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen aufging, wurde nicht nur das Haus des deutschen Parlaments stark beschädigt. Der Großbrand führte auch zur Beseitigung der Reste bürgerlicher Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland und zur Errichtung der Nazidiktatur mit all ihren apokalyptischen Folgen. Für die Nazis war der Reichstagbrand vor allem eines: Vorwand für den Terror. Trotz ihrer absoluten wissenschaftlichen Unhaltbarkeit hält sich hierzulande bis heute hartnäckig die Legende von der Alleintäterschaft des nahezu blinden Holländers Marinus van der Lubbe. Ein Fall kollektiver Verdrängung? Oder kalkulierte Propaganda?

 

DKP gegen Ausgrenzung 25. Februar 2008
Parteitagspodium in Mörfelden Foto: Redglobe

Der 18. Parteitag: Delegierte beschließen Arbeitsvorhaben, diskutieren politische Aufgaben und knüpfen an bewährte Praxis an

Von Mirko Knoche

 

Der Umgang mit Christel Wegner

 

Eklat bei Che-Konferenz in Teheran: Aleida und Camilo weisen Antikommunismus zurück Drucken E-Mail
Freitag, 5. Oktober 2007
Che Guevara Zu einem Eklat ist es während einer Konferenz in Teheran aus Anlass des 40. Jahrestages der Ermordung Che Guevaras gekommen, die vom 25. bis 29. September in der iranischen Hauptstadt stattfinden sollte. Die Veranstaltung wurde abgebrochen, nachdem u.a. Aleida und Camilo Guevara, Tochter und Sohn des legendären Guerrillero, vom Podium aus gegen Versuche von Referenten protestierten, die Che Guevara als religiös gläubigen Menschen und Antikommunisten darstellen sollten.
Der erste iranische Redner, Haj Saeed Ghasemi, hatte unter Bezug auf ein übersetztes Buch über Che behauptet, der Revolutionär sei religiös gewesen und habe an Gott geglaubt. Weiter verstieg er sich zu der Behauptung: "Die Bevölkerung von Cuba, Fidel Castro und Che Guevara waren niemals Sozialisten oder Kommunisten. Fidel hat mehrmals zugegeben, dass er, Che und das Volk von Cuba die Sowjets für all das, was sie getan haben, gehasst haben". Weiter fuhr er fort: "Der Kommunismus ist in den Papierkorb der Geschichte geworfen worden, wie es der Ayatollah Khomeini gepredigt hat". Der einzige Weg, die Welt zu retten, sei durch eine "religiöse Gerechtigkeitsbewegung".

Aleida Guevara antwortete "im Namen des Volkes von Cuba" und wies die Behauptungen von Ghasemi zurück: "Wir sind eine sozialistische Nation!" Sie unterstrich, das kubanische Volk sei der heute verschwundenen Sowjetunion dankbar und es habe niemals Unstimmigkeiten zwischen Moskau und Havanna gegeben. Sie empfahl dem iranischen Referenten, sich lieber mit Originalquellen zu befassen und nicht mit Übersetzungen, die über die angebliche Gläubigkeit von Che zu finden sein könnten: "Mein Vater hat niemals von Gott gesprochen. Er kannte nie Gott. Mein Vater wußte, dass es keine absolute Wahrheit gibt", sagte sie.

Bei einem späteren Treffen mit Studierenden der Technologischen Universitäz Amir Kabir, eine Hochburg linker Gruppen, unterstützte Camilo Guevara die Aussagen seiner Schwester.

Quelle: Aporrea.org / RedGlobe