Partei der Werktätigen 16.04.2011

Vor 65 Jahren schlossen sich SPD und KPD zur SED zusammen

Von Günter Benser

Am 21./22. April 1946 fand der Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands statt. Ebenso alt ist der Streit um die Bewertung dieses Ereignisses. Die SED war noch nicht gegründet, da hatte sie sich bereits mit dem Stigma »Zwangsvereinigung« auseinanderzusetzen. ...

 

Aufruhr in Jaffa 30.04.2011

Im Mai 1921 kam es in Palästina zu schweren Unruhen

Von Nick Brauns

Vom Beginn des zionistischen Kolonialprojektes in Palästina 1880 bis nach dem Ersten Weltkrieg hatten sich die jüdischen Siedlungen weitgehend ungestört entfalten können. Doch Anfang Mai 1921 kam es zu massiven Unruhen in dem unter britischer Herrschaft stehenden Land, das die Balfour-Deklaration (benannt nach dem damaligen britischen Außenminister, Arthur James Balfour) von 1917 der zionistischen Bewegung als »nationale Heimstätte des jüdischen Volkes« versprochen hatte. ...

 

Auf Rüstungskurs 14.08.2010
Endlich am Ziel: Bundesverteidigungsminister Theodor Blank ernennt am 12.11.1955 die ersten Generale der Bundeswehr in der Ermekeil-Kaserne
Foto: Bundesarchiv

Vor 60 Jahren: In einem Interview mit der New York Times machte Bundeskanzler Konrad Adenauer seine Überlegungen zur Wiederbewaffnung öffentlich

Von Hans Daniel

Als »pazifistische Reflexe« registrierten Bonner Hofberichterstatter abwertend die empörten Rektionen auf ein Interview, das Konrad Adenauer (CDU), seit September 1949 Kanzler der BRD, am 17. August 1950 der New York Times gegeben hatte. Zum ersten Mal sprach Adenauer darin öffentlich von der »Notwendigkeit der Schaffung einer starken deutschen Verteidigungskraft«. Unter Verweis auf den zwei Monate zuvor begonnenen Ausbruch des Koreakrieges malte er das Gespenst einer »Drohung des Kommunismus« für die Bundesrepublik an die Wand. Es bestehe »das Gefühl der Hilflosigkeit, daß die Russen eines Tages die Macht ergreifen werden«, fabulierte er. Von einer Armee oder von Waffen wolle er nicht sprechen, »aber diese Streitmacht muß stark genug sein, um jede mögliche, den Vorgängen in Korea ähnliche Aggression der Sowjetzonenvolkspolizei abzuwehren« ...

 

Zwei Kehrtwenden 06.08.2010
Juli 1935 im Säulensaal des Hauses der Gewerkschaften in Moskau: 513 Delegierte
aus 65 Ländern suchen Antworten auf das Erstarken des Faschismus. Bild: Georgi Dimitrow

Geschichte. Von der Bewertung, der Herabsetzung und der Beschönigung eines Verdienstes. Vor 75 Jahren tagte in Moskau der VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale

Von Kurt Pätzold

Auf keinen anderen Kongreß der Kommunistischen Internationale, die 1919 gegründet und 1943 für aufgelöst erklärt wurde, ist in späteren Jahren so häufig Bezug genommen worden, wie auf ihren letzten. Der hatte im Jahr 1935 stattgefunden und war in der Zählung der siebente. Für seine Anrufung gab es gute Gründe ...

 

Immer der Beste 03.07.2010
Am 23.7.1963 in der DDR verurteilt – am 15.10.1963 mußte Hans Globke in Bonn
zurücktreten (1. Strafsenat des Obersten Gerichts der DDR, 8.7.1963)
Foto: Bundesbildarchiv

Hans Maria Globke – Von der Kriegsverbrecherliste ins Bundeskanzleramt

Von Hans Canjé

 

Volkskampf gegen rechts 19.06.2010
Mit Massenaktionen gegen Brünings Notverordnungspolitik: Ernst Thälmann (um 1928)

Vorabdruck. »Thälmann. Ein Report«. Der Kampf der KPD gegen die faschistische Gefahr

Von Eberhard Czichon und Heinz Marohn

Nach jahrelanger Recherchearbeit in verschiedensten Archiven erscheint Anfang Juli im Verlag Wiljo Heinen die umfangreiche Studie von Eberhard ­Czichon und Heinz Marohn über den KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann (1886–1944). Basierend auf detektivisch zusammengetragenen Fakten liefert das Buch einen Schlussel zum Verständnis von Leben und Wirken Thälmanns in seiner Zeit und der wechselseitigen Einflusse zwischen ihm, seiner Partei und der kommunistischen Weltbewegung.Wir veröffentlichen daraus vorab einen um Fußnoten und einige Passagen gekürzten Auszug aus dem sechsten Kapitel (Auswirkungen der Wirtschaftskrise 1930–1931): »Die Volksrevolution gegen den Faschismus organisieren«. ...

 

Heucheln und Lügen 22.05.2010
Millionen glaubten an die Kriegsunschuld Deutschlands und die Friedensabsichten Hitlers
(Berchtesgarden, 9.9.1934)   Foto: AP

Am 21. Mai 1935 hielt Adolf Hitler in der Berliner Kroll-Oper seine »Friedensrede«

Von Kurt Pätzold

 

Rigorose Volksenteignung 15.05.2010

Kohl-Regierung ließ 1990 die Treuhand in eine Privatisierungsanstalt umwandeln

Von Jörg Roesler

 

»Wir feiern den Tag des Sieges« 08.05.2010

Interview. Vladimir V. Kotenev, Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik, über die Bedeutung des 8./9. Mai 1945, Erinnnerungspolitik und aktuelle Versuche, die Geschichte umzuschreiben

Interview: Stefan Huth

 (...) Der sowjetische Außenminister Maxim Litwinow hat 1934/35 versucht, der sich abzeichnenden Appeasement-Politik von Frankreich und Großbritannien eine »Architektur kollektiver Sicherheit« für Europa gegen den Faschismus entgegenzusetzen. Diese Bemühungen der UdSSR um Frieden finden in bundesdeutschen Schulbüchern keine Erwähnung. Ist das in Rußland anders?

Leider ist dieses Thema auch in unserem Land zu wenig präsent, zumindest im Schulprogramm. Vielleicht liegt es daran, daß die sowjetische Führung Maxim Litwinow später nicht besonders gewogen war. Die Bemühungen Moskaus um das System der kollektiven Sicherheit zu Beginn der 30er Jahre sind es aber auf jeden Fall wert, studiert zu werden. Sie haben völlig recht: Dieser geschichtliche Abschnitt müßte eigentlich viel genauer betrachtet werden, von vielen Historikern, nicht nur von russischen. Damals trat die Sowjetunion zum ersten Mal mit dem Konzept der »Unteilbarkeit des Friedens« auf. Das bedeutete, wenn der Frieden irgendwo in Gefahr ist, ist er überall in Gefahr. Auch eine umfassende Abrüstung wurde gefordert. ...

 

Einsatz hinter der Front 07.05.2010
Sowjetische Partisanen bereiten die Sprengung einer Gleisanlage vor
Foto: jW-Archiv

Geschichte. Vor 65 Jahren trugen auch deutsche Antifaschisten mit der Waffe in der Hand zum Sieg der Roten Armee über das Naziregime bei

Von Peter Rau

Heutigen Geschichtsschreibern gilt der Einsatz deutscher Antifaschisten an der Seite der Streitkräfte der Antihitlerkoalition als eine zu vernachlässigende Größe, wenn sie ihn denn überhaupt zur Kenntnis genommen haben bzw. nehmen wollten. Sogar die späte Ikone des Widerstands, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, sprach nach der Bildung des Nationalkomitees »Freies Deutschland« im Juli 19431 eher verächtlich von dessen nutzlosen »Proklamationen hinter Stacheldraht«.

Der künftige Hitler-Attentäter übersah dabei jedoch oder spielte die Tatsache herunter, daß in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern bzw. speziellen Antifaschulen nicht nur ehemalige Wehrmachtsangehörige zu Tausenden mit einem anderen Gedankengut vertraut gemacht wurden, sondern Hunderte von ihnen auch bereit waren, sich in die Front derer einzureihen, die mit der Waffe in der Hand gegen die faschistischen Okkupanten kämpften. Und diese Angebote wurden durchaus begrüßt, angenommen und genutzt. Von einer solchen Gruppe soll hier die Rede sein. Ihre Geschichte wurde vor 30 Jahren erstmals in dem Tatsachenbericht »An der Seite der Roten Armee« vom damaligen jW-Redakteur Frank Schumann publik gemacht, den die Junge Welt zwischen dem 25. Januar und dem 9. Mai 1980 in 16 ganzseitigen Folgen veröffentlicht hatte. ...

 

Keine Alternative? 03.05.2010
Friedenspolitik am Katzentisch: Maxim M. Litwinow (r.), Außenminister der UdSSR,
mit seinem französischen Amtskollegen Pierre Laval in Genf, 1934  Foto: Ullstein-Bild

Geschichte. Mußte die europäische Geschichte in diesen 1. September 1939 münden?

Von Kurt Pätzold

 

Im Schatten von Jalta 28.04.2010
Sichtbares Zeichen: Nach der Vollstreckung des Todesurteils durch Partisanen
wird Benito Mussolinis Leichnam öffentlich in Mailand gezeigt (29.4.1945)  Foto: AP

Geschichte. 1945 fiel in Italien die Revolution aus. Auch der parlamentarische Weg wurde nicht von kämpferischen Massenaktionen begleitet

Von Gerhard Feldbauer

In »Bella Ciao« (Das Neue Berlin, 2007), einem Roman über die Resistenza, thematisiert Diether Dehm, warum Italiens Kommunisten 1945 nicht die günstige Situation nutzten, um die Bedingungen für den Sozialismus zu schaffen. Die Partisanen werfen der IKP vor, sie verschiebe den Sozialismus »auf den Sankt-Nimmerleinstag«, überlasse wegen des Bündnisses »mit allen antideutschen Kräften« den Großbourgeois »die Börsen und die Geldsäcke«. Und das, obwohl, so ihre Argumente, »gegen die Herrschaft der Arbeiterklasse hier die allerwenigsten« sind. Renzo, einer der Helden des Romans, verteidigt diesen Standpunkt, »weil es hier im Westen nach der Jalta-Konferenz keine Chance dafür gibt«.

Keine Chance? ...

 

»Todestag der Republik« 26.04.2010

Geschichte. Allen Warnrufen zum Trotz: Am 26. April 1925 wird mit Paul von Hindenburg ein Erzreaktionär Reichspräsident

Von Manfred Weißbecker

 

Held der westlichen Welt 23.04.2010
Schreibt eine dicke Geschichte des Westens und weiß nicht,
wer wem an die Gurgel geht: Großhistoriker Heinrich August Winkler
Foto: ddp

Heinrich August Winkler ist Sieger der Geschichte. Er hat das historische Institut der Ostberliner Humboldt-Universität gestürmt und gesäubert. Aber manchmal plagen ihn Erinnerungen

Von Otto Köhler

Im Jahr 1959 sah ich – gerade erst Student an der »Freien Universität« – ihn zum ersten Mal: den »Helden der Westlichen Welt«. Im Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm, geschrieben von dem Iren John Millington Synge, unter der Regie von Manfred Wekwerth, dargestellt von dem jungen Heinz Schubert, den noch Bert Brecht selbst an seine Bühne geholt hatte. Als »Ekel Alfred« wurde er später berühmt nicht nur in Westdeutschland.

Ein paar Steinwürfe weiter und 33 Jahre später saß ich ihm in der Humboldt-Universität an der Clara-Zetkin-Straße gegenüber. Er sah anders aus, aber er war es. Denn Heinrich August Winkler spielt nicht. Er ist kein Schauspieler, er war und ist der Held der westlichen Welt und zugleich, wie sein Verlag meint, »einer der bedeutendsten deutschen Historiker«. Und eindrucksvoll wie Heinz Schubert in seiner Paraderolle ist er auch – allerdings längst nicht so komisch. ...

 

Öl gegen Waffen 21.04.2010
Rumäniens »Conducator« Ion Antonescu (Mitte) im Gespräch mit Generaloberst Eugen Ritter von Schobert
(l.) und Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt (o.O., Herbst 1940)   Foto: jW-Archiv

Geschichte. Vasall und Spießgesell: Rumänien im Krieg (1939–1944). Teil I (Teil II und Schluß)

Von Dietrich Eichholtz

Von Dietrich Eichholtz erscheint im August 2010: Deutsche Ölpolitik im Zeitalter der Weltkriege. Studien und Dokumente, Leipziger Universitätsverlag, ca. 350 S., ca. 33 Euro (ISBN 978-3-86583-490-4)

 

"Organsiationseinheit 85" - Wie der BND seine eigenen Nazis jagte 18. März 2010 (Spiegel Online Bericht)
US Army Signal Corps PD

Fast ein halbes Jahrhundert lagen sie im Archiv - jetzt werden BND-Akten bekannt, die an ein dunkles Geheimnis der jungen Bundesrepublik rühren. Geheimdienstchef Gehlen ließ in den Sechzigern nach Ex-SS-Leuten fahnden, 71 mussten gehen. Dabei hatte er die meisten ganz bewusst eingestellt.

 

Zuviel Mitbestimmung 06.03.2010
Ministerpräsident Hans Modrow (M.): Umfassende Mitbestimmung der Arbeiterklasse in Betrieben (Cottbus, 20.12.1989)
Foto: Bundesarchiv

Die kurze Geschichte des DDR-Gewerkschaftsgesetzes vom 6. März bis 1. Juli 1990

Von Jörg Roesler

Die Verabschiedung des Gewerkschaftsgesetzes gehörte zu den letzten gesetzgeberischen Kraftakten der Regierung Modrow; von der Volkskammer knapp zwei Wochen vor den Wahlen vom 18. März 1990 verabschiedet. Am 9. März im Gesetzblatt verkündet, blickte es auf eine kaum sechswöchige Vorgeschichte zurück. ...

 

Politisches Hasardspiel 25.02.2010
Die taktische Überraschung gelang, die operative nicht: Angriff eines SS-Verbandes
(vor einem brennenden US-Schützenpanzer­wagen – Ardennen, 17.12.1944)
Foto: jW-Archiv

Geschichte. Vor 65 Jahren wollten die Nazis mit der Ardennenoffensive die Anti-Hitler-Koalition sprengen und eine Kriegswende erzwingen

Von Martin Seckendorf

Zwischen dem 16. Dezember 1944 und Ende Februar 1945 kam es in den Ardennen zu heftigen Kämpfen zwischen deutschen und US-amerikanischen Truppen. Auf den Gesamtkriegsverlauf hatte diese Schlacht kaum Einfluß. Ihre Bedeutung ergibt sich vor allem daraus, daß die sie auslösende deutsche Offensive ausschließlich unter politischen Gesichtspunkten geplant worden war. ...

 

Wider alle Demokratie 20.02.2010
Hinter den leeren Formeln des NSDAP-Programms verbirgt sich das Verderben

Vor 90 Jahren verkündete die NSDAP ihr 25-Punkte-Parteiprogramm

Von Manfred Weißbecker

Immer wieder wird gefragt, ob bereits ihren programmatischen Aussagen hätte entnommen werden können, was jene Partei, die in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zur führenden Organisation des deutschen Faschismus aufstieg und 1939 die Welt in einen neuen mörderischen Krieg stürzte, tatsächlich im Schilde führte. Konnte etwa dem am 24. Februar 1920 verkündeten 25-Punkte-Programm oder Hitlers Buch »Mein Kampf« entnommen werden, wohin die Reise gehen sollte? ...

 

»Wir hatten entschlossene Feinde« 23.01.2010
Heinz Keßler Foto: Rio Freibeuter

Gespräch mit Heinz Keßler. Über »verordneten« Antifaschismus, Verfälschung der Geschichte und die Verbreitung historischer Wahrheit

Interview: Arnold Schölzel

Armeegeneral a. D. Heinz Keßler (geb. 1920) war von 1985 bis 1989 Verteidigungsminister der DDR. Er trat im Juli 1941 als Soldat der Wehrmacht zur Roten Armee über, war 1943 Mitbegründer des Nationalkomitees »Freies Deutschland« (NKFD) und dessen Frontbevollmächtigter. 1946 war er Gründungsmitglied der FDJ. Nach 1990 wurde er von der bundesdeutschen Justiz verfolgt. Im Prozeß gegen Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrats der DDR verurteilte ihn das Landgericht Berlin im September 1993 zu siebeneinhalb Jahren Haft. 1998 wurde er aus dem Gefängnis entlassen.

Heinz Keßler ist bis heute politisch aktiv in der DKP, der GRH, dem Solidaritätskomitee für die Opfer der politischen Verfolgung in Deutschland und in der VVN-BdA.

Am 19. Dezember 2009 ließ die georgische Regierung ein Denkmal zur Erinnerung an gefallene sowjetische Soldaten im Großen Vaterländischen Krieg sprengen. Dieser Akt folgte vielen ähnlichen in Nachfolgestaaten der Sowjetunion, in Ländern der NATO, der EU und Bestrebungen des Europarats, das Andenken an den Kampf gegen den Hitlerfaschismus zu verunglimpfen. Sie waren 1943 Mitbegründer des Nationalkomitees »Freies Deutschland« (NKFD) und dessen Frontbevollmächtigter. Was empfinden Sie bei solchen Nachrichten?

Wer auch immer diese Schändung und Schleifung des Denkmals veranlaßt hat, dahintersteht, das finanziert und durchgeführt hat – er hat sich an den vielen Millionen Kämpfern gegen den Faschismus schuldig gemacht. ...

 

Schmach von Thüringen 08.12.2009
Nach der 1929 gewonnenen Landtagswahl wird Thüringen für die Faschisten zur
parlamentarischen Probebühne für weitere Machtausdehnung (NSDAP-Gauleiter Fritz Sauckel)
Foto: jW-Archiv

Geschichte. Nach den Wahlen vom 8. Dezember 1929 in Thüringen kam erstmals eine Landesregierung mit Beteiligung der NSDAP zustande. Eine Verteidigung der Weimarer Demokratie durch eine große Koalition mit der SPD war den bürgerlichen Parteien nicht möglic

Von Manfred Weißbecker

Am 29. Oktober 1929 wurde der Thüringer Landtag vorzeitig aufgelöst und seine Neuwahl für den 8. Dezember angesetzt. An diesem Tag errang die NSDAP ihren ersten größeren Erfolg. Dank ihrer 90159 Wähler kletterte ihr Stimmenanteil von 4,5 Prozent – erreicht bei der Landtagswahl vom 30. Januar 1927 – auf 11,3 Prozent; die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) erhielt demgegenüber lediglich 31736 Stimmen, also nicht mehr als vier Prozent. Alle bürgerlichen Parteien mußten Verluste von bis zu 16 Prozent hinnehmen und verfügten im neuen Landesparlament nur über 23 Mandate. Für SPD und KPD saßen 24 Abgeordnete im Landtag. Die Regierungsbildung zog sich bis zum 23. Januar 1930 hin. Als der Landtag über das neue Kabinett debattierte, wertete der linkssozialdemokratische Politiker August Frölich, der selbst in den frühen 20er Jahren der Landesregierung vorgestanden hatte, das Ergebnis klar- und weitsichtig mit den Worten als »die Schmach von Thüringen«. ...

 

Gefälschte Geschichte 07.11.2009 (Teil I) (Teil II) (Teil III)
Zweistündige Haßpredigt« (Bild): Pressestimmen zur Krenz-Rede in Petershagen
(Berliner Kurier vom 25.10. und Bild-Zeitung vom 26.10.2009)

Rede. »Die Öffnung der Staatsgrenze der DDR am 9. November 1989 – ein Ereignis von historischer Tragweite und widersprüchlichem politischen Charakter« (Teil I)

Von Egon Krenz

Wir dokumentieren die Rede, die Egon Krenz am 24.10.2009 auf dem 24. Grenzertreffen in Petershagen bei Berlin gehalten hat. Krenz wurde im Oktober 1989 Nachfolger Erich Honeckers als Generalsekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzender. Kürzlich erschien bei edition ost, Berlin, eine Neuauflage seines Buches »Herbst ’89«.

 

Offene Rechnung 02.11.2009
Aus Rache für einen Partisanenüberfall verüben deutsche Besatzungstruppen am 10. Juni
1944 ein Massaker in Distomo (Aufnahme eines Wehrmachtssoldaten)

Geschichte. Am 2. November 1944 räumte die Wehrmacht Griechenland mit Brandschatzung und Mord. Die BRD weigert sich bis heute, Entschädigungen zu zahlen

Von Martin Seckendorf

Die Rote Armee begann am 20. August 1944 zwischen Dnjestr und Pruth eine spektakuläre Offensive gegen die deutsche Heeresgruppe Südukraine. Binnen weniger Tage wurde der als äußerst kampfstark eingeschätzte strategische Großverband der Wehrmacht aufgerieben (siehe jW-Thema vom 19.8.2009). Das gesamte deutsche Herrschaftssystem in Südosteuropa geriet in kurzer Zeit ins Wanken. Die Verbündeten Deutschlands, Rumänien und Bulga­rien, erklärten dem Nazireich den Krieg. Die bis dahin geschlossene Frontlinie vom Oberlauf des Dnjestr bis nach Kreta wurde aufgerissen. ...

 

Überholt und eingekesselt 19.08.2009
Willkommensgruß für die Rotarmisten in der rumänischen Stadt Botosani. Nach dem Sieg
der Sowjetarmee kämpften die rumänischen Streikräfte an deren Seite gegen die Wehrmacht

Geschichte. Befreiung Südosteuropas eingeleitet: Am 20. August 1944 begann die Schlacht von Iai-Kischinjow. Die Rote Armee zerschlug eine der größten Gruppierungen der Wehrmacht mit weitreichenden Folgen

Von Martin Seckendorf

Im Verlauf der am 22. Juni 1944 begonnenen Offensive unter der Deckbezeichnung »Bagration« (siehe jW-Thema vom 25.6.2009) konnte die Rote Armee binnen fünf Wochen bis an die Reichsgrenze Ostpreußens, in die Warschauer Vorstadt Praga und an die Rigaer Bucht vorstoßen. Die Heeresgruppe Mitte wurde zerschlagen. Die südlich davon stehende Heeresgruppe Nordukraine zog sich schwer angeschlagen in die Karpaten zurück. Im Südteil der deutsch-sowjetischen Front herrschte dagegen seit Mai 1944 relative Ruhe. Ab 20. August 1944 änderte sich dort die Lage dramatisch. Die Rote Armee brachte der Wehrmacht erneut eine desaströse Niederlage bei. Zum zweiten Male im Jahr 1944 wurde eine ganze Heeresgruppe ausgelöscht – diesmal in nur wenigen Tagen. ...

 

Als Staatsfeindin verfolgt 17.08.2009
Nach dem Verbot der KPD am 17. August 1956 besetzten Kriminalbeamte und
uniformierte Polizisten deren Büros und verhafteten zahlreiche Mitglieder   Foto: dpa

Im Faschismus und im »Rechtssaat« BRD im Gefängnis – ver.di ehrte postum Martha Hadinsky. Erinnerung an eine »Haftgewohnte« zum Jahrestag des KPD-Verbots

Von Hans Daniel

Aber wer weiß noch, daß es auch in der alten Bundesrepublik eine politische Justiz gegeben hat, die den Kalten Krieg im Gerichtssaal geführt und Menschen um ihre Freiheit, ihren Beruf, ihre Renten, mit einem Wort um ihr Lebensglück gebracht hat, weil ihre politische Gesinnung nicht in die antikommunistisch ausgerichtete formierte Gesellschaft des Kalten Kriegs paßte?« Der Bremer Rechtsanwalt Heinrich Hannover stellt diese immer noch zeitgemäße Frage im Vorwort des Buches seines Kollegen Rolf Gössner »Die Vergessenen Justizopfer des Kalten Krieges«. Und wer weiß, so fragt Hannover weiter, »daß darunter Menschen sind, die sich, wie es im Bundesentschädigungsgesetz hieß, um das deutsche Volk verdient gemacht haben, in dem sie Widerstand gegen das Hitlerregime geleistet haben?« ...

 

Spät, aber nicht zu spät 15.07.2009
Die obersten Repräsentanten der Koalition gegen den Faschismus: die Staatschefs Josef Stalin (Sowjet­union),
Harry S. Truman (USA) und Winston Churchill (Großbritannien) am 17.7.1945 in Potsdam   Foto: jW-Archiv

Hintergrund. Geburtswehen einer Anti-Hitler-Koalition. Teil II (und Schluß): Erst im Krieg vereinigen sich die antifaschistischen Kräfte (Teil 1)

Von Igor Maximytschew

Hitler gelang es, so Teil I, zwischen 1933 und 1939 alle Bestrebungen für eine gegen Nazideutschland gerichtete Koalition zu verhindern und ihre möglichen Kandidaten zu vereinzeln: England wollte die antikommunistische Kraft Deutschlands für eigene Ziele nutzen, Polen beabsichtigte, sich gegen den Aggressor allein zu wehren, die Tschechoslowakei bot gegen ihre schubweise Annexion keinen entscheidenden Widerstand, Frankreich ordnete sich mehr und mehr Englands Politik unter. ...

 

Als der Westen versagte 14.07.2009
Folgenschwere Kapitulation: Englands Premier Chamberlain und Frankreichs Staatschef Daladier
unterstützen mit dem italienischen Diktator Mussolini Hitler bei der Annexion der Tschechoslowakei
(Münchner Abkommen, 29.9.1938)

Hintergrund. Geburtswehen einer Anti-Hitler-Koalition. Teil 1: Nazideutschland konnte die möglichen Partner eines gegen ihn gerichteten Bündnisses spalten (Teil 11 und Schluß)

Von Igor Maximytschew

Der Zweite Weltkrieg schlug nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Der Revanchismus war die ganze Zeit nach 1918 (nach dem Ende des Ersten Weltkrieges – d. Red.) in Deutschland präsent. 1933 erhielt er ein einheitliches Gesicht: Adolf Hitlers Fratze. Es gab damals kaum einen ernst zu nehmenden Politiker in Europa, der nicht wußte: Hitler bedeutet Krieg! ...

Prof. Dr. Igor Maximytschew arbeitet im Moskauer Europa-Institut. Den vorliegenden Text hielt er als Vortrag während der Konferenz »Zum 70.Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges« am 22./23. Juni 2009 im Russischen Haus für Wissenschaft und Kultur in Berlin.

 

Treffen mit seinesgleichen 01.07.2009
Gute Geschäfte in stürmischen Zeiten: Das Bankhaus Sal. Oppenheim konnte die
Zeit des Faschismus gut überstehen und ist heute größte europäische Privatbank

Hintergrund. Die arische Warenhaus AG. Teil I: Karstadt und die Privatbank Sal. Oppenheim
(Teil II)

Von Otto Köhler

Juden hetzen? Aber immer. »Deutsche wehrt Euch, kauft nicht bei Juden!« In Zeiten der Krise war das stets die beste Parole, deutsches Volk bei Laune zu halten. Heutzutage ist ein kleiner Umweg vonnöten. Auch er führt, mit Google jedenfalls, zum Ziel. Eingabe: »Karstadt Juden?« Das geht schnell. Innerhalb von 0,28 Sekunden habe ich die ersten zehn Ergebnisse »von ungefähr 45300 Seiten auf Deutsch für ›Karstadt Juden?‹«. Eigentlich sind es zwei mehr. Am Ende der ersten Seite steht: »Aus Rechtsgründen hat Google zwei Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt.« ...

 

Niederlage am Gianicolo 27.06.2009
Befreit Italien von Bourbonen, Habsburgern und vom Papst: Giuseppe Garibaldi
(1807–1882) setzt mit militärischen Mitteln den italienischen Nationalstaat durch   Foto: jW-Archiv

Die Römische Republik geht im Juli 1849 nach nur fünf Monaten unter

Von Gerhard Feldbauer

Nach Niederlagen im Frühjahr und Sommer 1848 erhielt die Revolution in Italien an der Jahreswende mit dem Sturz der seit 754/756 andauernden Papstherrschaft und der Ausrufung der Römischen Republik am 9. Februar noch einmal eine Chance. Seitdem wurde unter den Mauern von Rom erbittert gekämpft. Unter dem Kommando von Giuseppe Garibaldi schlugen die Truppen der Republik in beispielloser Tapferkeit die überlegen angreifende französische Interventionsarmee des Papstes zurück. In der Nacht zum 3. Juni fiel die Vorentscheidung: Der französische Befehlshaber General Charles Oudinot brach den vom Triumvirat der Republik leichtfertig geschlossenen Waffenstillstand und eroberte in einem überraschenden Angriff den die Stadt beherrschenden Gianicolo-Hügel. ...

 

Jüdische Partisanen 23.05.2009
Mitglieder der Bielski-Partisaneneinheit in der Puszcza von Nalibaki, Mai 1944
Foto: ©FISCHER TASCHENBUCHVERLAG/ARCHIV YAD VASHEM, JERUSALEM

Moshe Beirachs Bericht über antifaschistischen Widerstand in Belarus

Von Hans G Helms

Moshe Beirach, der Erzähler dieses Berichts vom Widerstandskampf jüdischer Partisanen gegen Wehrmacht, SS und lokale antisemitische Soldateska, stammte aus dem Städtchen Pabianice unweit der polnischen Textilmetropole Lodz. Nach dem Überfall auf Polen zog er mit seiner Familie und Freunden nach Lodz. Dort mußte er Zwangsarbeit leisten und wurde mißhandelt. Ende 1939 floh Beirach mit einigen Freunden in das von der Sowjetunion okkupierte Gebiet. Sie gelangten in die belorussische Provinzstadt Lida, halben Wegs zwischen Grodno und Wilna. In der Synagoge fanden sie Unterkunft und am Bahnhof Arbeit. ...

 

Weltkrieg einkalkuliert 23.05.2009
Aufrüstung für die »große Ostlösung«: die Naziführung bei der »Großen
Reichsausstellung Schaffendes Volk« (»Vierjahresplanschau«), Düsseldorf 1937

Geschichte. Vor 70 Jahren fand eine der wichtigsten Beratungen zur Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges statt. Es wurde der baldige Überfall auf Polen beschlossen.

Von Martin Seckendorf

Für den 23. Mai 1939 hatte »Der Führer und Reichskanzler« Adolf Hitler die Spitzen der Wehrmacht in die Neue Reichskanzlei bestellt. Unter den 15 Teilnehmern befanden sich der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Wilhelm Keitel, die Oberbefehlshaber der Teilstreitkräfte und deren Stabschefs. Die Beratung gehört zu den wichtigsten Zusammenkünften zur Vorbereitung des Überfalls auf Polen und zur Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Die Niederschrift über die Besprechung spielte im Nürnberger Prozeß gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher 1945/1946 eine Schlüsselrolle. Sie belegt nach Ansicht des Gerichts in besonderer Weise die Aggressivität des deutschen Faschismus und zeigt, daß die deutsche Führung bereit war, für die »Erweiterung des Lebensraums« und zur Erlangung der Herrschaft über Europa auch einen Weltkrieg zu führen. ...

 

Weg von der Altherrenpartei 09.05.2009
»Verzeihung, wir sind Deutsche«. Mit diesem Spruch eines Altnazis nahm 1966
die Gründung einer Berliner NPD-Landesgruppe ihren Lauf (NPDler auf Demonstration
im August 1968 in Berlin)   Foto: dpa

Hintergrund. Die Berliner NPD. Teil 1: Ihre Geschichte von 1966 bis 2006  (Teil 2 und Schluß)

Von Frank Brunner

Die Geschichte der Berliner NPD begann an einem Freitag, dem 18. Februar 1966, kurz nach 20 Uhr, unweit des Hermannplatzes im Bezirk Neukölln. Einen Gründungsausschuß, der den Parteiaufbau im Westteil der Stadt organisieren sollte, gab es zwar schon seit zirka drei Monaten, doch der Öffentlichkeit präsentierte sich der formal noch gar nicht existierende Landesverband erstmals an jenem Abend im Veranstaltungszentrum »Neue Welt«, direkt am Volkspark Hasenheide. Als Hauptredner hatte sich der niedersächsische NPD-Landtagsabgeordnete Otto Hess angekündigt. Mit »Verzeihung, wir sind Deutsche« war der Vortrag des ehemaligen SA-Obersturmbannführers, der zu den Chefideologen der Partei zählte, überschrieben. ...

 

Terror gegen Linke 04.05.2009
Brutalste Unterdrückung jeder Form von politischer Opposition: Chiles
Putschgeneral Pinochet und sein Militärstab, 20.9.1973 Foto: AP

Hintergrund: Die »Operation Condor« war eine internationale Einrichtung zur brutalen Verhinderung demokratischer Strukturen

Von Klaus Eichner

* Mit den in den letzten Tagen aufgedeckten Attentatsversuchen auf Boliviens Präsidenten Evo Morales ist die berüchtigte »Operation Condor« wieder ins Gespräch gekommen. So soll sich der getötete Anführer der extremistischen Anti-Morales-Allianz, der ehemalige kroatische Söldner Eduardo Rózsa Flores, mit dem Exmilitärgeheimdienstler und Mitglied des rechtsextremen Soldatenbundes »Caras Pintadas« Jorge Mones Ruíz aus Argentinien getroffen haben. Ruíz war in den 80er Jahren im Rahmen der »Operation Condor« in Bolivien im Einsatz. Was steckt hinter dieser kriminellen Organisation?

* Klaus Eichner: »Operation CONDOR – Eine Internationale des Terrors«, Verlag Wiljo Heinen, ca. 240 Seiten, 12 Euro (auch im jW-Shop erhältlich)

 

SPD läßt schießen 30.04.2009
16500 meist gewaltbereite Berliner Polizisten im Einsatz: Nach der Mai-Kundgebung
der KPD gab es 32 Tote zu beklagen – keiner davon war ein Demonstrant

Geschichte. 1. Mai 1929: Berlins Polizeipräsident Karl Friedrich Zörgiebel wußte von den friedlichen Demonstrationsabsichten der KPD. Trotzdem richtete er in Berlins Straßen ein Blutbad an

Von Nick Brauns

Nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der faschistischen SA und linksstehenden Arbeitern verfügte der sozialdemokratische Berliner Polizeipräsident Karl Friedrich Zörgiebel am 13. Dezember 1928 ein Verbot aller Versammlungen unter freiem Himmel. Doch der Anstieg politischer Gewalt war nur ein Vorwand. Denn am Vorabend des Verbots hatte es ein Treffen zwischen dem preußischen Innenminister Albert Grzesinski, Reichsinnenminister Carl Severing und dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun gegeben, auf dem die sozialdemokratischen Politiker ein Verbot der kommunistischen Selbstschutzformation Roter Frontkämpferbund (RFB) erörterten. ...

 

Die Wende von Salerno 22.04.2009

Geschichte. Im April 1944 setzte Italiens KP-Chef Palmiro Togliatti sein Konzept einer gegen Nazideutschland gerichteten Kriegskoalition durch. Welche Schlüsse können daraus für ­heutige Antikriegsbündnisse in Deutschland gezogen werden?

Von Gerhard Feldbauer

 

Ein Aprilscherz? 01.04.2009
Nach der Urteilsverkündung im Prozeß gegen die Putschisten: Hitler am 1. April 1924 mit engen
Verbündeten – unter ihnen Erich Ludendorff (Mitte), Wilhelm Frick (3. v. l.) und Ernst Röhm (2. v. r.)
Foto: bundesarchiv. B ild 1 0 2 - 0 0 3 4 4

Vor 85 Jahren: Rechtswidrig mildes Urteil im Hitler-Prozeß

Von Manfred Weißbecker

Wer nach dem Putsch bayerischer Nazis vom 9. und 10.November 1923 erwartet hatte, die Hochverräter würden gemäß der Verfassung und den Gesetzen der Weimarer Republik, insbesondere im Sinne des 1922 verkündeten Gesetzes zum Schutz der Republik, bestraft und ein entsprechendes hartes Urteil erwarten, der wurde rasch eines Besseren belehrt – spätestens am 1.April 1924, als der Münchner Volksgerichtshof sein Urteil verkündete: Ludendorff wurde freigesprochen, Hitler und die anderen Angeklagten mit lächerlich geringen Haftstrafen bedacht, die sie noch dazu unter recht günstigen Bedingungen auf einer Festung absitzen sollten. ...

 

»Es war eine Bombe« 06.03.2009

Interview. Der Antifaschist Reinhard Strecker veröffentlichte 1961 ein Buch zur Nazivergangenheit des damaligen Staatssekretärs Hans Globke. Kürzlich erschien eine Arbeit zu Streckers Ausstellung »Ungesühnte Nazijustiz«, die Ende der 1950er Jahre zu sehen

Interview: Sabine Lueken und Dr. Seltsam

 

»Alles Stalinisten!« 03.03.2009
Die KPD »ist ein gefährlicher Infektionsherd im Körper unseres Volkes ...« Der frühere Oberregierungsrat
im faschistischen Reichsinnenministerium Hans Ritter von Lex 1955 als Vertreter der Bundesregierung im KPD-Verbotsprozess

Das verdrängte KPD-Verbot als Beispiel für die einseitige Darstellung der deutschen Nachkriegsgeschichte

Von Hans Daniel

 

Wissen vom Judenmord 29.12.2008
Weithin sichtbar: Fensterscheiben eines jüdischen Geschäfts am 19. Juni 1938 in Berlin

Bernward Dörner untersuchte, wie geheim der Holocaust im Zweiten Weltkrieg blieb

Von Jan Korte

Was wußte der einfache Deutsche vom größten Menschheitsverbrechen der Geschichte? Daß ein industriell durchgeführter Massenmord an Millionen Frauen, Kindern und Männern nicht völlig geheim bleiben konnte, leuchtet ein. Nach neueren Forschungen waren zwischen 200000 und 500000 Deutsche direkt in den Mordapparat involviert: ...

 

Der zweite Tag 06.11.2008
Nahezu unblutig eroberte Hauptstadt: Revolutionäre Truppen in Berlin (9. oder 10. November 1918) Und: Terror gegen links: Regierungstruppen in Berlin (Anfang 1919)

November 1918 in Deutschland: »Die größte aller Revolutionen« – die heute fast vergessen ist und mit der größten Niederlage endete

Von Klaus Gietinger

»Man kann sie die größte aller Revolutionen nennen, weil niemals eine so fest gebaute, mit soliden Mauern umgebene Bastille so in einem Anlauf genommen wurde.« Mit diesen Worten feierte Theodor Wolff, Chefredakteur des liberalen Berliner Tageblatts, am 10.11.1918 die Revolution, die einen Tag zuvor stattgefunden hatte: Sie ist als Novemberrevolution in die Geschichte eingegangen. In der heutigen Öffentlichkeit spielt sie so gut wie keine Rolle, und auch in historischen Büchern führt sie ein Mauerblümchendasein. Dabei beziehen sich mindestens zwei geschichtliche Ereignisse in Deutschland direkt auf sie: Hitlers und Ludendorffs Versuch, am 9.11.1923 das Ganze wieder umzukehren, und, als dies 1933 gelungen war, am 9.11.1938 den Juden jegliche Schuld in die Schuhe zu schieben und sie dafür – einstweilig – mit einem großen Pogrom büßen zu lassen. (...)

 

Deutscher Oktober 20.10.2008
Proletarische Verteidigung: Aufruf der KPD aus dem Jahr 1923
Und: Terror der Reaktion: Von Reichswehrsoldaten in Freiberg (Sachsen) ermordete Arbeiter (Oktober 1923)

Im Herbst 1923 scheiterte ein kommunistischer Aufstandsplan

Von Nick Brauns

Am 26. September 1923 hatte die Reichsregierung unter Kanzler Gustav Stresemann (Deutsche Volkspartei – DVP) angesichts der finanziellen Misere den »passiven Widerstand« gegen die französische Besetzung des Ruhrgebiets aufgegeben und die Wiederaufnahme der Reparationsleistungen angeordnet. Von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) wurde am folgenden Tag aus Sorge vor einem Rechtsputsch der Ausnahmezustand »zum Schutz der Republik« ausgerufen und die vollziehende Gewalt auf Reichswehrminister Otto Geßler und den Chef der Heeresleitung General von Seeckt übertragen. Damit war Deutschland de facto eine Militärdiktatur. ...

 

Ein Zweifrontenkrieg 13.09.2008
Geheucheltes Mitgefühl: Im Kern ging es dem Westen darum, die Entwicklung in den
realsozialistischen Ländern rückgängig zu machen (Spiegel-Titel vom 22.7.1968)  Foto: jW-Archiv

1968 und strategische Herausforderungen des Realsozialismus

Von Ekkehard Lieberam

Wir dokumentieren im folgenden das Referat, das Prof. Ekkehard Lieberam auf der Konferenz »1968. Eine globale Revolte und ihre Bilanz« gehalten hat, die am vergangenen Wochenende in Gütersloh stattfand.
Veranstaltet wurde sie von der »Sozialistischen Kooperation«, einem Bündnis, das getragen wird von der Bildungsgemeinschaft SALZ e. V., der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Marx-Engels-Stiftung Wuppertal, der MASCH Hamburg sowie verschiedenen linken Zeitungen und Zeitschriften. Referenten und Diskussionsteilnehmer waren u. a. Kyrosch Alidusti, Wolfgang Dreßen, Kai Ehlers, Georg Fülberth, Angela Klein, Gisela Notz, Steffen Roski, Bernhard Schmid, Robert Steigerwald und Winfried Wolf. (jW)

Prof. Ekkehard Lieberam ist Rechts- und Politikwissenschaftler und Sprecher des Marxistischen Forums Sachsen in und bei der Linkspartei

 

Hitlers Sprengsatz 12.09.2008
Konrad Henlein, Führer der Sudetendeutschen Partei, begrüßt nach dem deutschen
Einmarsch in Österreich die »Heimkehr des alpenländischen Volkstums« (17.3.1938)  Foto: jW-Archiv

Vorabdruck. Der gescheiterte Putsch der Henlein-Partei 1938 in der Tschechoslowakei. Aus dem Buch »September 1938. Die Sudetendeutsche Partei und ihr Freikorps«

Von Werner Röhr

 

Barbarischer Terror 08.09.2008
Nazi-Befehlshaber Ludwig Kübler: »Im Kampf ist alles richtig, was zum Erfolg führt«
(48 Italiener kurz vor ihrer Erschießung, Juni 1944)  Foto: jW-Archiv

Vor 65 Jahren überfiel Hitlerdeutschland mit Italien seinen wichtigsten Verbündeten. Weit über hunderttausend Ermordete und planmäßige Ausplünderung des Landes waren die Folge

Von Martin Seckendorf

Dr. Martin Seckendorf ist Historiker und Mitglied der Berliner Gesellschaft für Faschismus- und Weltkriegsforschung e.V.

 

Berlin zweigeteilt 06.09.2008
Berlins Geschicke nicht US-gelenkten Politikern überlassen: »Kommunisten«
stürmen im September 1948 eine Stadtverordnetenversammlung  Foto: jW-Archiv

Die SPD spaltete vor 60 Jahren unter US-Anleitung die Stadtverwaltung. Bürgerliche Politiker wollten beim Regieren ihre Ruhe haben. Schuld gaben sie den Kommunisten mit ihren ständigen Demonstrationen für die Einheit Deutschlands

Von Mark Altten

Am 6. September 1948 wurde als sichtbarstes Zeichen der längst in vielen Bereichen vollzogenen Spaltung Berlins die gemeinsame Stadtverwaltung zerschlagen. Die Gewerkschaften und die Polizei waren bereits in Ost und West gespalten, zwei Währungen ruinierten die Wirtschaft. ...

 

»Keine Kameraden« 26.08.2008
Juni 1941: Sowjetische Kriegsgefangene begegnen einer auf dem Vormarsch befindlichen
Wehrmachtseinheit   Foto: Archiv

Hitlers Diktum wirkt fort: Der Massenmord an sowjetischen Kriegsgefangenen ist aus dem öffentlichen Gedächtnis verdrängt

Von Hans Daniel

Dreieinhalb Millionen sowjetische Kriegsgefangene sind von den mit der faschistischen Wehrmacht kooperierenden SS-Einsatzkommandos, in den Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagern im »Reich« durch Hunger, Vergasung, mörderische Ausbeutung in der Rüstungsindustrie oder bei medizinischen Experimenten umgebracht worden. 1,5 Millionen davon in den ersten sechs Monaten nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941. Nächst sechs Millionen ermordeten europäischen Juden stellen die Rotarmisten die größte Opfergruppe des faschistischen Regimes dar.

In der ihrer parlamentarischen Befassung harrenden »Fortschreibung der Gedenkstättenkonzeption des Bundes gemäß Koalitionsvertrag vom 11. November 2005« findet dieser Tatbestand trotz des vorangestellten hehren Mottos »Verantwortung wahrnehmen, Aufarbeitung verstärken, Gedenken vertiefen« mit keinem Wort Erwähnung. Das verwundert nur auf den ersten Blick. Bei der Rückschau auf die Wahrnehmung dieses mörderischen Kapitels deutscher Geschichte in den Nachkriegsjahren kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das schon Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion verkündete Diktum Adolf Hitlers zumindest in der »Erinnerungskultur« Bestandsschutz genossen hat: »Wir müssen vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken. Der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad«, hatte Hitler am 30. März 1941 vor 250 führenden Militärs dekretiert.

Massenmord mit Zyklon B

Entsprechend waren im November 1941 im Konzentrationslager Auschwitz 1000 sowjetische Kriegsgefangene als »fanatische Kommunisten« oder »politisch Untragbare« »zur Probe« mit Zyklon B vergast oder erschossen worden. Im KZ Sachsenhausen wurden »bestimmungsgemäß« fast zeitgleich über zehntausend nicht registrierte Angehörige der Roten Armee in Vergasungsfahrzeugen. in Genickschußanlagen oder durch nicht behandelten Typhus umgebracht. Ende September 1942 ermordete die SS im Bunker des KZ Neuengamme nahe Hamburg 197 sowjetische Kriegsgefangene mit dem von der Hamburger Firma Tesch & Stabenow gelieferten Giftgas Zyklon B. ...

 

Revolution im Völkerrecht 23.08.2008
Propagandafoto der Faschisten vom Überfall auf Polen - trotz Unterzeichnung
des Briand-Kellogg-Pakts gegen Aggressionskriege  Foto: jW-Archiv

Am 27. August 1928 wurde der Briand-Kellogg-Pakt unterzeichnet

Von Gregor Schirmer

Das Gemetzel des Ersten Weltkrieges war für die Herrschenden nicht Grund genug, um in der Satzung des Völkerbunds von 1919 ein klares Verbot des Aggressionskrieges zu verankern. Die Beherrschten hatten nicht die Kraft und wohl auch nicht den Willen, ein solches Verbot zu erzwingen. Lenins Dekret über den Frieden blieb im Westen ungehört und hatte keine völkerrechtlichen Konsequenzen. 1924 scheiterte das bereits unterzeichnete Genfer Protokoll, das ein deutliches Verbot des Angriffskrieges enthielt, an der Ablehnung der Ratifikation durch Großbritannien. Nach den zwiespältigen Verträgen von Locarno 1925 kam es dann – nicht zuletzt unter dem Einfluß der stärker gewordenen Friedensbewegung – außerhalb des Völkerbunds 1928 zum Abschluß des Briand-Kellogg-Pakts. Der Vertrag über die Ächtung des Krieges wird gewöhnlich nach seinen Initiatoren Aristide Briand, der von 1925 bis 1932 Außenminister Frankreichs war, und dessen US-amerikanischen Kollegen Frank B. Kellogg (1925–1929) benannt. Kellogg erhielt 1929 den Friedensnobelpreis. ...

 

Mord und Massenmord 12.07.2008
Von vier Schüssen getroffen: IKP-Generalsekretär Palmiro Togliatti wird den Anschlag überleben (Rom 14.7.1948)
Foto: dpa

Mit dem Anschlag auf Palmiro Togliatti sollte die italienische KP zum bewaffneten Aufstand provoziert werden – um sie zu vernichten

Von Gerhard Feldbauer

... Führende Kraft dieses Widerstandes war die über zwei Millionen Mitglieder zählende IKP. Um sie auszuschalten und einen Keil in die Aktionseinheit zu treiben, inszenierte man in Washington den Mordanschlag auf Togliatti. Er sollte die IKP und ihre Anhänger zum bewaffneten Aufstand provozieren, um sie per Blutbad liquidieren zu können. ...

 

Gegen den Todfeind 12.07.2008
Die Zeitung Freies Deutschland gehörte neben dem gleichnamigen Rundfunksender zu den
Propaganda­organen des Nationalkomitees Foto: jW-Archiv

»Hitler muß fallen, damit Deutschland lebe!« – Berührungspunkte und Kontakte zwischen dem vor 65 Jahren gegründeten Nationalkomitee »Freies Deutschland« und den Verschwörern des 20. Juli 1944

Von Peter Rau

 

Spaltung nach Drehbuch 20.06.2008
Gegen den Alleingang der Westmächte: Großkundgebung anläßlich des
Landesvolkskongresses in Halle/Saale (24. Januar 1948)

Berlin, Juni 1948 – die Währungsteilung und die sogenannte Luftbrücke

Von Mark Altten

 

Der Weg zum Sieg 19.06.2008
1943. Der Kommandeur der Pinsker Partisanenbrigade Gerassimow und Kommissar Kunkow
legen mit Angehörigen der Einheit den Plan zur ­Zerschlagung einer deutsch-faschistischen Garnison fest

Deutsche Besatzungspolitik und antifaschistischer Widerstand auf dem Gebiet der heutigen Republik Belarus

Von Pjotr Schupljak

 

Der Prozeß in Ulm 18.06.2008
Lebten lange unbehelligt im Wirtschaftwunderland: ehemalige Angehörige
der »Einsatzgruppe Tilsit« auf der Anklagebank

Vor 50 Jahren wurde das Urteil gegen die Angehörigen der faschistischen Mordeinheit »Einsatzgruppe Tilsit« gesprochen

Von Kurt Pätzold

 

Geben und Nehmen 14.06.2008
Finanziers im Hintergrund: die »Industrieführer« Albert Vögler, Theodor von Renteln und
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (v. l.) auf einer NSDAP-Kundgebung (7.10.1933)

Vor 75 Jahren: Geldsegen für die NSDAP. Von den heimlichen Förderern der Nazipartei zur »Adolf-Hitler-Spende«

Von Kurt Pätzold

 

Mit eiserner Faust 07.06.2008
Ohne Erfolg beim türkischen Militär: Der alevitische Geistliche Seyid Riza
(Mitte) forderte Autonomie für das kurdische Volk (Aufnahme vom 7.8.1937)

Die Niederschlagung des Aufstandes der Dersim-Kurden vor 70 Jahren

Von Nick Brauns

 

Trügerischer Frieden 24.05.2008
Bulgarische Truppen belagern die Stadt Adrianopel (heute: Edirne), die
letzte europäische Festung vor der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel (1912)

Der Vertrag von London vom 30.5.1913 beendete die türkische Herrschaft in Europa

Von Nick Brauns

 

NATO wollte gegen Italienische KP putschen 15. Januar 2008

Wie die in London erscheinende Tageszeitung "The Independent" unter Berufung auf offengelegte Dokumente des britischen Außenministeriums (Foreign Office) berichtet, plante die NATO 1976 einen Putsch in Italien, um dadurch zu verhindern, dass die Italienische Kommunistische Partei (PCI) nach den Wahlen vom 20. Juni des Jahres die Regierung des südeuropäischen NATO-Mitglieds übernehmen könnte. Die Dokumente, deren Geheimhaltung 30 Jahre nach den Ereignissen ausgelaufen war, wurden von einem italienischen Forscher in den Regierungsarchiven in Kew, Surry, entdeckt.

1976, inmitten des Kalten Krieges, hatten immer mehr Italiener genug von den korrupten und damals seit 30 Jahren ununterbrochen regierenden Christdemokraten. Die von Enrico Berlinguer geführte und einen gemäßigten Kurs folgende Italienische Kommunistische Partei hatte die besten Aussichten, die Christdemokraten an der Regierung abzulösen und nach den Wahlen eine Koalitionsregierung zu bilden.

In einem geheimen Memorandum des britischen Außenministeriums vom 6. Mai 1976 - keine drei Jahre nach dem Putsch gegen die Regierung von Salvador Allende in Chile - wurde unter dem Titel "Italy And The Communists: Options For The West" (Italien und die Kommunisten: Optionen für den Westen) diskutiert, "Aktionen in Unterstützung eines Staatsstreichs oder anderer subversiver Aktivitäten" durchzuführen. Die Verfasser räumten ein, dass ein Putsch in Italien "unvorhersehbare Folgen" haben würde, zugleich rechnete man "in der einen oder anderen Form" mit der Unterstützung "der rechten Kräfte, der Polizei und der Armee". Obwohl die Möglichkeit eines Putsches als "attraktiv" bezeichnet wurde, wurde sie letztlich als "wenig realistisch" verworfen. ...